Zweyter Abschnitt. 269
Wahrheit, daß nur ein Gott, und zwar derjenigewelcher seinen Sohn der Welt, zum Erlöser gesandt ,habe, die Anbethung der Menschen verdiene, brei-tete sich) aller Hindernisse und Verfolgungen wider di«Christen ungeachtet, selbst durch die Gnostiker im-mer weiter und weiter aus, und die Verachtung ge- .gen den Jupiter und seine Götter ward von Zeit zu .Zeit größer. Die Tempel wurden immer einsamer ;die Altäre rauchten seltener; die Orakel wurden stum-mer; die Vögel flogen unbemerkter durch die Luft,und man erwürgete nicht mehr so viele Thiere, in derAbsicht, die Zukunft in ihren Eingeweiden zu finden« ' v-Die Götter, die schon lange auf dem Theater vonden Heiden selbst verspottet worden waren, wurdenimmer lächerlicher, als die Christen in ihren Schutz-schriften das Ungereimte und Unsinnige in der Ge-schichte derselben, durch die Hülfe der Beredsamkeitaufdecketen, und fühlbarer machten? Bey wem solltedie Abgötterey Schutz suchen? Bey den heidnischenPhilosophen? Diese selbst waren Ursache, daß diechristliche Religion einen Sieg nach dem andern er-hielt. Diese Hochmüthigen waren in unzählbareParteyen getheilet; jede Partey wollte die Wahrheitauf ihrer Seite haben; der plaeoniker wurde vondem peripareriker verspottet; auf beyde sah derStoiker mit seiner stolzen Ernsthaftigkeit herab;der Epikuräer hingegen überließ alles seinen Ato-men und lachte über jene, und der Gcepriker zwei-felte, ob er zweifelte, und glaubete nur, daß keinMensch die Wahrheit finden könnte. Wie konnteein Reich bestehen, das so uneins mit sich selbst war?Die Hölle hatte also eine neue Erfindung nöthig,wenn die Abgötterey gerettet werden sollte. Die un-einigen