Teil eines Werkes 
Theil 2 (1752) Jacob Benignus Bossuet, Bischofs von Meaux, Einleitung in die Geschichte der Welt, und der Religion / fortgesetzet von Johann Andreas Cramern, Hochfürstl. Oberhofpredigern in Quedlinburg
Entstehung
Seite
277
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Zweyter Abschnitt» 277

Körper abziehen, in sich einkehren, und ihn stetsmit der Betrachtung seiner selbst beschafftigen lassen;reinigende Tugenden, die in der Enthaltung vonkörperlichen und sinnlichen Handlungen bestehen,undden Menschen nicht allein von seiner Neigung zurMaterie, sondern von den Ketten des leides selbst im-mer mehr und mehr befreyen; theurgische Tugen-den, weiche den Weisen zum Umgange und der Ge-meinschaft mit den Göttern geschickt machen, und ihnin den Stand setzen, daß er die Geister erscheinen las-sen, und den Dämonen befehlen kann; endlich nochgöttliche Tugenden, welche die Seele besitzt, wennsie nun von aller Rinde der Materie entkleidet, ganzEngel, und noch mehr, wenn sie mk ihrer erstenQuelle vereiniget und Gott geworden ist. Hat derMensch in seinem Leben keine solche Reinigung seinerSeele vorgenommen, sondern sich durch Laster im-mer weiter von seinem ersten Ursprünge entfernet,und tiefer in die Materie eingeflochten: so ist er inder Gefahr, nach seinem Tode in noch schimpflichereKerker, als die menschlichen Leiber sind, verstoßen zuwerden, oder doch so lange aus einem Körper in denandern zu wallen, bis er von der Materie frey ist.Hat hingegen der Mensch dieses große Werk zwarangefangen, aber nicht weit genug getrieben, weiler lebet: so ist seine Strafe die, daß er nicht gleichnach seinem Tode in die Sitze der Seligen gelanget,sondern an einem mittlern Orte diese Reinigung erstvollenden muß, ehe er zum Genusse der höchsten Se-ligkeit kommen rind sich in Gott verlieren kann.

Dieses ist ein kleiner Schattenriß von einerPhilosophie, welche die christliche Religion stürzensollte. Ammonius selbst hat zwar nichts geschrie-

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