Teil eines Werkes 
Theil 2 (1752) Jacob Benignus Bossuet, Bischofs von Meaux, Einleitung in die Geschichte der Welt, und der Religion / fortgesetzet von Johann Andreas Cramern, Hochfürstl. Oberhofpredigern in Quedlinburg
Entstehung
Seite
317
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Zweyter Abschnitt. 317

dere Kräfte der Gottheit gehalten habe. Er bekann-te wohl drey Personen in Gott : aber er leugnete dieeiner jeden eigenthümliche Selbstständigkeit. Erverglich den Vater der Gestalt oder dem runden Kör-per der Sonne, den Sohn der Kraft zu erleuchten,die in der Sonne ist, und den heiligen Geist ihrerKraft zu erwärmen. Gabellius hatte seinen Irr-thum und dieses Gleichniß in der Schule der Plato-nikcr erlernet. Er wollte nicht einräumen, daß ausseiner Meynung die Lehre flösse, daß der Vater gelit-ten hätte. Und man muß so gerecht seyn und ein-räumen, daß diese Lehre keine offenbare Folge seinerMeynung sey. Denn der Strahl des Lichts, der einZimmer erleuchtet, ist nicht die Sonne selbst, un-geachtet der Strahl in der Sonne nichts Selbstän-diges ist. Von dem heiligen Geiste lehrete er, daßer die Kraft des Vaters wäre, welche sich in dieHerren der Gläubigen herabsenkete, und das geistli-che Leben in ihnen entzündete. Er unterschied sichvon dem ^oecus dadurch, daß er die Namen, Va-ter, Sohn, und Geist nicht für die Namen erklärete,welche bloß verschiedene Offenbarungen und Verrich-tungen bezeichnen sollten, sondern daß er sie für wir-kende, obgleich nicht für selbststandig von einander ver-schiedene Ursachen derselben hielt. Von den Rechtgläu-bigen unterschied er sich dadurch, daß er dem Worte unddem heil. Geiste keine Selbstständigkeit ließ, sondern siebeyde mit dem Vater vermenget?. Sein Erlöser warein bloßer Mensch; mit dessen Seele sich nur eine gött-liche Kraft vereiniget hatte, welche ihn zu seiner gros-sen Unternehmung geschickt machte. In seinemSysteme bedeuteten die Namen lVort und Geistmehr, als bey dem Noerus: und viel weniger, als

bey