über die Buchstabenschrift.
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ansehen darf, sondern die geistigen Funken gleichen, die, plötzlich um-gestaltend, in einer Nation oder einem Individuum sprühen. Die Mexi-canische Hieroglyphik gelangte ebensowenig zur Kunstform. Und dochscheinen mir die Mexicaner unter den uns bekannt gewordenen Ameri-kanischen Nationen an Charakter und Geist die vorzüglichsten zu seyn,und namentlich die Peruaner weit Übertreffen zu haben, so wie ich auchglaube, die Vorzüge ihrer Sprache vor der Peruanischen beweisen zukönnen. Die Gräi'slichkeit ihrer Menschenopfer zeigt sie allerdings ineiner unglaublich rohen und abschreckenden Gestalt. Allein die kaltePolitik, mit welcher die Peruaner, nach blofsen Einfällen ihrer Regen-ten, unter dem Schein weiser Bevormundung, ganze Nationen ihrenWohnsitzen entrissen, und blutige Kriege führten, um, soweit sie zureichen vermochten, den Völkern das Gepräge ihrer mönchischen Ein-förmigkeit aufzudrücken, ist kaum weniger grausam zu nennen. In derMexicanischen Geschichte ist regere und individuellere Bewegung, die,wenn auch die Leidenschaften Rohheit verralhen, sich doch, bei hinzu-kommender Bildung, zu höherer Geistigkeit erhebt. Die Ansiedlung derMexicaner, die Reihe ihrer Kämpfe mit ihren Nachbarn, die siegreicheErweiterung ihres Reichs erinnert an die Römische Geschichte. Vondem Gebrauch ihrer Sprache in Dichtkunst und Beredsamkeit läfst sichnicht genau urtheilen, da, was auch von Reden, im Rath und bei häus-lichen Veranlassungen, in den Schriftstellern vorkommt, schwerlich hin-länglich treu aufgefafst ist. Allein es läfst sich sehr wohl denken, dafs,vorzüglich in den politischen, dem Ausdruck weder Scharfsinn, nochFeuer, noch hinreifsende Gewalt jeder Empfindung gefehlt haben mag.Findet sich doch dies alles noch in unseren Tagen in den Reden derHäuptlinge der Nord-Amerikanischen wilden Horden, deren Aechlheitnicht zu bezweifeln scheint, tvnd wo diese Vorzüge gerade nicht könnenaus dem Umgange mit Europäern abgeleitet werden. Da Alles, Avasden Menschen bewegt, in seine Sprache übergeht, so mufs man wohldie Stärke und Eigenthümlichkeit der Empfindungsweise und des Cha-rakters im Leben überhaupt von der intellectuellen Richtung und derNeigung zu Ideen unterscheiden. Beides strahlt in dem Ausdruck wie-der, aber auf die Gestaltung und den Bau der Sprache kann doch,ohne das letztere, nicht mächtig und dauernd gewirkt werden.