Staat. Für ihn gilt der Grundgedanke, der auch heute ganzgewiß noch nicht ausgestorben ist, sondern in sehr zahlreichenGehirnen regiert: Eigener Vorteil gleich Schaden des anderen.
Dieser Grundsatz kommt zum Ausdruck in Kolonial-kriegen, in der rücksichtslosen Ausbeutung monopolistisch be-herrschter Kolonien, aber auch in den Handelskriegen dereuropäischen Völker untereinander. Alle Kriege jenes mer-kantilen Zeitalters sind in dem Sinne Handelskriege, als derkriegführende Staat durch den Krieg sich bemüht, den wirt-schaftlichen Konkurrenten zu schädigen oder zu Boden zuschlagen. Aber nicht nur Kriege werden zu diesem Zweckegeführt. Auch die nicht sehr laugen Friedensperioden, diesich in jenem Zeitalter zwischen den Kriegen erstrecken, sindausgefüllt mit wirtschaftlichen Kriegsmaßregeln. Handels-krieg nach dem Kriege -— eine uralte Sache! Das ganzeVerhältnis zwischen Frankreich und England im 17. und 18.Jahrhundert, soweit es nicht Krieg mit den Waffen war, warWirtschaftskrieg, Handelskrieg nach dem Kriege! Auch dieHandelsverträge jener Tage sind durchaus von dem Gedanken ge-tragen, durch Gewalt und Schläue den Mitkontrahenten zubenachteiligen, auszupowern. Als Musterbeispiel jener Handels-verträge gilt in der AVirtscbaftsgeschichte und im national-ökonomischen Doktorexamen der berühmte Methuen-Vertragdes Jahres 1703.
Vor allem ist England seit Cromwells Zeiten der Trägerdieses Gewaltprinzips, ja die größte und erfolgreichste Macht-organisation aller Zeiten. England führte, darüber sind seineeigenen Historiker einig, während dreier Jahrhunderte seineKriege und ließ seine Kriege durch andere führen, um denjeweils gefährlichsten unter seinen wirtschaftlichen Mitbewerbernzu schädigen oder womöglich zu vernichten — Spanien, Holland ,Frankreich, Deutschland . Sein Merkantilismus wuchs über dienationalen Grenzen hinaus zum Imperialismus, den man nichtanders zu definieren braucht als einen Merkantilismus aufverbreiterter, auf Weltreichsbasis: vom Kap zum Nil, von Kairo nach Indien!
England beherrscht mit Gewalt nahezu ein Drittel derMenschheit. Mittel für diese britische Machtorganisation ist dieweltbeherrschende Flotte; nach dem Worte nicht eines Briten,sondern charakteristischerweise eines betroffenen Franzoseuim 18. Jahrhundert: „Der Dreizack des Neptun ist das Zepterder Welt". Es ist von großem Interesse, die geistesgeschicht-liche Grundlage dieses britischen Imperalismus festzustellen.