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Neubau der Weltwirtschaft / von Gerhart von Schulze-Gävernitz
Entstehung
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Dieselbe^ liegt sehr viel tiefer als die der sonstigen rner-kantilistischen Gedanken, etwa die des russischen oder desfranzösischen Merkantilismus. Diese geistesgeschichtliche Wurzelgeht tief hinab in die religiösen Grundlagen und fuhrt letzthinzur jüdisch-puritanischen Idee des auserwählten Volkes. Esist die Idee, die Cecil Rhodos in einer etwas saloppenWeise dahin formulierte: Die beste Art, dem lieben Gottzu dienen, ist die, möglichst viel auf der Landkarte britischrot anzustreichen. Aber sehr viel ernster und tiefer wurdediese Idee von den Vätern des Gedankens gefaßt. Ich erinneredaran, wie für Cromwell und seine Zeit die britische Welt-herrschaft gar nichts anderes bedeutet als die Ausbreitungdes Reiches der Heiligen über die Welt mit stark eschato-logischem Einschlag.

Aber so verlockend es wäre, diese Linie zu verfolgen,wir steigen zur Gegenwart herab und stellen fest: DieserWeltkrieg ist an sich nichts Neues, ist insbesondere für England nichts Neues, denn er wird von ihm geführt erstens zurVerteidigung der Seeherrschaft, welche ihm durch das Empor-wachsen des deutschen Mitbewerbers in Friedenszeiten ausden Händen zu gleiten drohte, sodann in elfter Stunde zurVernichtung des deutschen Mitbewerbers um den Welthandel.Ich pflegte schon vor Jahren meinen Studenten im Kollegzu sagen, vielfach der Schwarzseherei bezichtigt: Wenn dieGesamtziffer des deutschen Außenhandels an die des britischenheranstreift, werden die Kanonen von selbst losgehen. DieseProphezeiung ist wörtlich eingetroffen; denn nach den vor-angegangenen sprunghaften Steigerungen hätte die deutscheZiffer 1914, spätestens 1915, die britische überholt. LetzthinführtEngland den Krieg mit dem besonderen Zweck der Herstellungder Brücke von Kairo nach Indien. Wenn Kühlmann voreinigen Wochen im Reichstage formuliert hat, dieser Kriegwerde um eine territoriale Frage weiter geführt, nämlich umElsaß-Lothringen, so hätte er hinzusetzen können: Er wirdnicht minder geführt um das altbiblische Zweistromland. Auchin Frankreichs Revancheidee schlägt eine merkautilistischeAder: Brieys Eisenerz reckt seine Hand nach der Kohle desSaarbeckens, um Frankreich auf die Höhe eines erstklassigenIndustriestaates zu heben.

Aber an die Geschichte knüpft auch durchaus die Ideeau, welche die Pariser Wirtschaftskonferenz vom Juni 1916verfochten hat, die Ieee des Wirtschaftskrieges nach demKriege. Da mein verehrter Herr Kollege Prion in ganz

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