Print 
[Hauptw.] (1850) Von dem Erscheinen des ersten Meß-Kataloges im Jahre 1564 bis zu der Gründung des ersten Buchhändler-Vereins im Jahre 1765
Place and Date of Creation
Page
XXIII
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image
 
  

K. Die Leipziger

Meß-Kataloge.

Weder so mannigfaltig, noch so bezichungsrcich sind die Schick-sale der Leipziger Meßvcrzcichnisse, wie die der Frankfurter Kataloge.Auch fließen für die Geschichte derselben, so wie für die des Bücher-verkehrs in Leipzig überhaupt, namentlich für die frühere Zeit, dieQuellen höchst dürftig. Das rathbäusliche Archiv der Stadt Leipzig weist in seinem Repertorium unter l'it. XI^VI. überBücher-Com-mission, Buchhandel, Buchdrucker" nur Weniges von einiger Erheb-lichkeit nach. Won dem ersten Stücke ^cts, die Censur der Bücherbetreff, clo snno 1561. 0. I." springt das Repertorium sogleich überin die 1670gcr Jahre-'), und auch sonst ist aus anderen Quellenmir wenigstens nichts Namhaftes über den früheren Leipziger Bücher-vcrkehr bekannt geworden.

Die Angelegenheit der dortigen Meß-Kataloge hat einfach denGang genommen, daß der Leipziger Buchhändler Henning Grosnach dem Michaelis-Markt 1594 zuerst einen Meß-Katalog, welcheraus verschiedenen Frankfurter Katalogen zusammengestellt ist, erschei-

u. Die Groß'schen Meß-Kataloge. Von

Der Begründer dieser Meß-Verzeichnisse ist der Leipziger Buch-händler Henning Gros (Groß) der Aeltere. Ueber seine Le-bensumstände giebt der erste Theilder so nöthig als nützlichen Buch-druckerkunst" Leipzig , 1740 in der Kurzen Nachricht von den Buch-druckern in Leipzig S. 104 fgg. einige Mittheilungen. Nach den-selben ist Henning Groß im Jahre 1553 zu Halberstadt geboren,hat die Buchhandlung Conrad Königs in Leipzig 1575 erkauft, imJahre 1604 eine Buchdruckerei angelegt und ist am 10. November1621 gestorben. Nur einer seiner Söhne, Gottfried, im Jahre1591 geboren und am 19. August 1637 gestorben, wird dort be-sonders ebenfalls als Buchhändler und Buchdrucker erwähnt. Die-sen Nachrichten sind noch einige Einzelheiten hinzugefügt. Nun zei-gen drei Verlags-Kataloge der Groß'schen Buchhandlung von 1610,1628 und 1637 allerdings, daß Henning Gros im Jahre 1575sein Buchhandlungs-Geschäft begonnen habe, dagegen bedarf die An-gabe in Betreff der Buchdruckerei noch eines Zusatzes. Aus demImpressum am Schlüsse des Michaelis-Kataloges von 1595, so wiemehrerer spärerer Kataloge scheint hervorzugehen, daß Henning Gros(und Friedrich Gros?) in Eisleben entweder eine Buchdruckereibesaß, oder die dortige Officin mit seinen Schriften (r^pis (Zrotjani^vielleicht aus einer ihm zugehörigen Schriftgießerei) versah; ja einAnhang des Henning Groß 'schen Verlags-Kataloges von 1598 führtauf dem Titel ausdrücklich die Firma:Isledii: .In oKeu,a t^po-Ki-apliica IlemiinAi (Zroly Liblionolae I^iplenlis." Diese Verbindungmit Eisleben besteht noch 1604, wo Jacob Gaubisch daselbst denAnhang eines Groß'schen Verlags-Kataloges druckte. Während Abra-ham Lamberg auch den Druck der Groß'schen Meß-Kataloge be-sorgte, erscheint bei dem Michaelis-Kataloge 1631 wiederum dieFormel (Zrol'iimi«", welche bereits bei einem Groß'schen Ver-

lags - Kataloge von 1628, der durch Jvh. Albrecht Mintzcln in Leip-zig gedruckt wurde, angetroffen wird. Wir überlassen es Anderen,dieses Verhältniß, welches hier nur von 'beiläufigem Interesse ist,aufzuklären. Ausdrücklich fügen wir aber den obigen Familien-Nach-richten von Henning Gros hinzu, daß derselbe außer dem SohneGottfried, noch zwei ältere Söhne, nemlich Friedrich und Hen-ning Gros den Jüngern, beide ebenfalls dem Buchhändlcrstandeangchörig, besaß. Bei der nachfolgenden Beschreibung der Groß'schenMeß-Kataloge wird auch über diese Söhne einiges Nähcrc vorkom-

s?) Vielleicht ist die Vermuthung nicht ungerechtfertigt, daß auf Anlaß der kur-fürstlichen Commission, welche von lKSS bis in die IK70ger Jahre zur Rc-gulirung städtischer Angelegenheiten in Leipzig verweilte, ein großer Theildes Sladr-Archivs nach Dresden übertragen wurde. Da» Königliche Archivan letzterem Orte ist ein überaus reiches, aber gering benutztes, welches mög-licherweift über das Bücherweftn in Sachsen Bedeutendes enthält.

nen läßt und denselben in den folgenden Messen fortsetzt. WenigeJahre nach dem ersten Groß'schen Kataloge, wahrscheinlich zuerst imMichaelis-Markte 1598, giebt ein anderer Leipziger Buchhändlerund Buchdrucker, Abraham Lamberg, ebenfalls und auf glei-cher Grundlage ein Meß-Verzeichniß heraus. Beide Verleger erlan-gen bald für ihre Kataloge churfürstliche Privilegien, doch giebt, nach-dem Beide ihre Unternehmungen im friedlichsten Einverständniß meh-rere Jahre nebeneinander fortgeführt, Lamberg mit dem Buchhandelzugleich den Verlag des Kataloges auf, welcher dann von dem Jahre1620 bis zum Jahre 1759 von der Groß'schen Buchhandlung al-lein herausgegeben wird. Mit dem letztgedachten Jahre geht derMeß-Katalog in den Verlag der Weidmann'schen Buchhand-lung über, welche ihn gegenwärtig noch besitzt.

Einzelheiten über die Geschichte der Leipziger Meß-Katalogesolgcn in dem Nachstehenden:

Michaelismarkt 1394 bis Ostermesse 1739 einschl.

mcn. In welchem Vcrwandtschastsverhältnisse Johann Groß unddie übrigen Groß'schen Erben zu dem Stammvater und dessen Söh-nen gestanden haben, vermag ich nicht anzugeben.

Allgemeine Vorbemerkungen über die Groß'schen Meß-Kata-loge sind:

Zeit der Erscheinung: In der Regel sind dieselben in je-dem Jahre in der Oster- und Michaelis-Messe (in den Groß'schenKatalogen bis zum Jahre 1677 Oster- und Michaelis-Markt ge-nannt) erschienen; ausnahmsweise sind jedoch auch in den Neujahrs-märkten 1600 und von 1703 bis mit 1709 Kataloge der Neu-jahrsmesse (uuncilnae Kiomales) herausgekommen, wie denn auch aufdem Titel mehrerer früherer Ostermeß-Kataloge angegeben ist, daßdieselben ebenfalls die Bücher des vorhergehenden Neujahrsmarktesenthalten. Während des dreißigjährigen Krieges sind zweimal, inden Jahren 1637 und 1644, der Oster- und Michaelis-Meß-Ka-talog in Ein Verzeichniß zusammengezogen worden.^)

Format: Sämmtlich in Quart-Format.

Anordnung hinsichtlich der verzeichneten Bücher:Von Mich.-Markt 1594 bis O.-M. 1603 einschl. (vielleicht auch nur bisOster-Markt 1602 s. unten) ist die Einteilung mit den Frankfurter Katalogen übereinstimmend. Von Mich.-M. 1603 bis zum Jahre1694 einschließlich'"') sind die Groß'schen Meß-Kataloge so zusam-mengesetzt, daß zuerst der Frankfurter Katalog der betreffenden Messeabgedruckt ist, wobei die Einteilung desselben nur insoweit abweicht,daß, während das Frankfurter Verzeichniß von 1628 an unter den

28) Der Meß-Katalog von lKg? enthält darüber folgendes Vorwort:An dengünstigen Leser. Derselbe sol wissen, demnach »erschienenen Oster-Marcklder OkttiUo^ns I^iKroruin wegen der Kriegs - Vnruhe, aus Franckfurtcr Fa-sten-Meß, zu rechter Zeit anhcro nicht können an die Hand gebracht wer-den: Daß derselbige anjetzo, ncbcnst denen von beyden Lcipzigischen Märck-ten, hierinnen ist zusammengedruckt, vnd also nunmehr der Mangel ersetztworden. Wornach er sich zu achten."

S9) Am Schlüsse des Michaelis-Meß - Kataloges von lKS4 heißt es:DenenHerrn Buchhändlern dienet zur nochmahligen Nachricht, daß besserer Ord-nung wegen der Latalo^us nicht mehr in zwey Theile solle eingetheiletsondern iedc ?scultät derer so in Franckfurt als Leipzig eingegebenen Titulzusammen gezogen werden solle. DcShalbcn sie die Titul bey Zeiten undzwar bey der Oster- 14. Tage Michaels-Meß aber 8. Tage vorher einzu-senden auch iede nach ihren k'g.onltätcn auf einen sonderlichen Zettul zuschreiben belieben wollen. Widrigen Falls sie das ungleiche ^> eominolle- me»i ihnen nicht mißfallen lassen dürfen."

F-