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[Hauptw.] (1850) Von dem Erscheinen des ersten Meß-Kataloges im Jahre 1564 bis zu der Gründung des ersten Buchhändler-Vereins im Jahre 1765
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ersten Meßwoch zu allhicsiger Cantzlev ohnfehlbar cinzulieffern; allesbey denen in jetzt erwähnten Ordnungen/ daß nemlich nach Verflies-sung der bestimmten Zeit keine titnii serner angenommen oder in den^»t»I,>L»m sollen gebracht werden/ auch sonsten mit mehrern enthalte-nen Warnungen: Darnach ein jeder derselben sich zu richten."

Am Schlüsse der Herbstmesse 1694:

Es wird auß sonderbarem Befelch/ welchen der Verleger dieses(Äwloxi von seiner Obrigkeit/ E. Wohl-Edl. und Hochwcisen Rathhiesiger Stadt/ disfalls empfangen/ allen sowohl inheimischen/ alssrembden/ Buchdruckern und Buchführern bedeutet/ daß jeder hinfür-ters seine Titul der neuen Bücher/ so er dem (Ät-rlnxo inleriret habenwill/ allwegen acht Tag vor der ersten Meß-Woche/ an gehörendemOrth zur Cantzlcy einlieffern lasse/ mit der Verwahrung/ daß nachVerfliessung solcher bestimmten Zeit kein Titul ferner angenommenwerden/ noch der Buchdrucker des ^ataloxi einige vor sich demselbeninlsnren/ sonsten auch solche unfehlbare Anstalt verfügen solle/ damitder (Igwlogus Montags in der ersten Meß-Wochen vor Mittag fertigseyn/ und versendet werden möge. Darnach sich Buchdrucker und Buch-händler zu richten."

In Lersner's Chronik I. S. 439 wird eine Rathsvcrordnungvom 29. März 1659 (und deren Erneuerung vom 23 Febr. 1686und Tl. Sept. 1697) erwähnt, wonach die Titel für den KatalogDonnerstag Vormittag in der ersten Meßwoche in die Kanzlei zuliefern sind.

Daß aber auch früher ungeachtet der Ertheilung des Kaiserli-chen Privilegiums an Sigismund Latomus der Rath bei der Anfer-tigung des Kataloges betheiligt gewesen, zeigt u. A. folgende Notizüber ein Rathsdecret:

Donnerstags den 17 September 1618Alß ein Concept Anschlags: daß die Buchführer zu Verfertigung desC-n-iIogi den Ersten Bogen der Bücher zur Canzley einliefernd auchder Privilegien halber in den Tituln anregung thun sollen, zu rathverlesen worden '/. Soll man solches also außfercigen vnd anschlagenlassen."

In derselben Angelegenheit, in welcher sich der BuchhändlerThomas Matth. Goetze (s. Note 13) vernehmen lassen, schreibtim Jahre 1647 der Frankfurter Buchhändler und Katalog-DruckerConrad Reuter an den Rath:

Wan aber ggl. gebietendte Herrn mir darbe» auferlegt wordten,gründlichen zu berichten, wer solchen titul zur Truckerey eingeliessert,vndt wie derselbige in den <Ät!rI»K>,m einkommen. Also berichte ich,daß mir von solchem im geringsten nichts wissend. Dann, obwol Her-kommens, daß die Buchführer die 4'itul Ihrer newen bücher in alhie-ßige Statt Cantzley ein- vndt dem Herrn Rathschreiber zu lieffern pfle-gen, welcher dan solche colliZirst vnd alßo den ('»t-ilnAuin liliroruinaußfertiget, so will sich doch derselbige in dem geschriebenen üxemplirri,auß vrsachen weilen er in (.'-incellari-t nit hat angenommen werdenwollen, nit finden: muß also nothwendig vermittelst eines Trinckgeltsvon denen Setzern in Truckerey hinein bracht worden seyn: ?c.

n) Der Meß - Katalog der Engelhardt'schen Erben,Herbstmesse 1716, Jahrgänge 1720 und 1723

Der immer mehr hervortretenden Bedeutungslosigkeit des Frank-furter Büchermeßvcrkehrs ist es wohl zuzuschreiben, daß die Frank-furter Meß-Kataloge des 18. Jahrhunderts fast spurlos verschwun-den sind. Von den zahlreichen und bedeutenden Büchersammlungen,welche ich zu meinem Zwecke in Anspruch genommen, enthält nurdie Bibliothek in Stuttgart die oben bezeichneten 5 Frankfurter Kataloge. Weitere habe ich nicht aufgefunden.

Der Titel der obigen Herbstmesse 1716 lautet:

c?^ ^06118 j VXIVI5K8^I.I8 ^ ?K0 X^XVIXI8>5K^X-eor'HIVI'LXslLVS ^ ^I^AIX^IVIl. 8 j ^xxoÄlvcexvl. ! Iloe el't: l V^SllZX^'l 10 VÄIXWSIIVIlAI ^ liui lülce Xunckiiiis sutuiunalibus vor novi, vol omon-tiatioros ^ öc auAioros proliivrunt: ^ Das ist: ^ Verzeichnüs derBücher/ so zu Franckfurt am Mayn/ in der > Herbst-Messe 1716.entweder gantz neu/ oder sonst verbessert/ ! oder auffs neue wie-derum auffgelcgt/ in der Buchgaß verkaufst werden. ^ Omn (üraUae^c 1>rivi!oAi<i SserR 0«; ^ fareaz e^c KoZiso ^l^'ol'tati« fp<;ei»Ii.^(Das Jnsigne: Ein kaiserlicher Doppeladler). ^^Xeve'MVj'I»tl ^lt)LX^>I. ^ Imr>en5is II«z.vlium KXttKI.Il^KVI^X()KI^und in der Buchgaß bey denen- ^ selben und Joh. BallhasarGraupitzcn/ X^ot. Oazs. 1'udl. zu finden.

womit die anderen Titel wesentlich übereinstimmen. Zu bemerkenist noch, daß statt Ost er messe 173» und 1723 die BezeichnungFrü hlingsmessc" gebraucht ist. Die Einthcilung ist dieselbe,wie bei den früheren Katalogen.

Die Schlußschriften, welche sich hinter der Herbstmesse von 1720und hinter der Frühlingsmessc 1723 befinden, bilden gleichsam dieLeichenreden zu dem immer mehr in traurigen Verfall hinsinkendenBüchermeßverkehr Frankfurts . Diese Schlußschriften lauten:

Hinter der Herbstmesse 1720:

X. v. Nachdemmahlcn man bey dem Kayserl. Bücher-Commissariatbereits von etlichen Jahren hero wahrgenommen/ welcher gestalt stimm-liche Buchhändler/ welche von Meß zu Meß-Zeiten anhero zu kommenpflegen/ um ihre Bücher öffentlich/ wie gebräuchlich/ zu «Mti-aluren;Gleichwohl aber jedesmahl bey Eingang der Messen/ mit Liesscrung de-ren schuldigen Kxemplarien sich saumselig finden lassen/ und hinwieder/ohne daß dieselbe sich vorhero gebührend bey dem Kayserl. Bücher-Com-missariat anmelden/ fortgehen: Wodurch die schuldige Lxemxlari-t zu-rück bleiben/ und die derenthalben vielfältige ergangen? allergnädigsteKayserl. Kelcripw zum höchsten vilipencliret werden: Dannenhero vornöthig erachtet worden/ die nochmahlige ernstliche Anmahnung zu ver-fügen/ daß Künfftighin alle und jede/ sowohl ausländische als inheimi-sche Buchhändler/ so die Messen besuchen/ oder welche etwa deren Lo-iniMnnes übernehmen/ gleich bey Eingang der ersten Meßwoch/ ohnevorhergangcner anderwärtigen DiltrActior,, die schuldige Kxemplari», sieseyen gleich dem (Ätaloxo einverleibt oder nicht/ deren so wohl privile-.Wirten als unprivilüAiiten Büchern allemahl an das Kayserl. Bücher-Commissariat treulich zulieffern/ gehalten seyn sollen/ und zwar beyStraff würklicher L»olile-,tio» und Sperrung deren Läden/ wornach einjeder sich zu richten wissen wird. Franckfurt den 9. Sept. 1720."

und hinter der Frühlingsmesse 1723:

?rn X->ti,: Hierbcy werden nochmahlcn alle und jede Buchhändler andie vorhero jedesmahl wegen Liefferung der Bücher bey diesem (^wl«,!;»beschehen, wohlmeinend und ernstl. Erinnerungen verwiesen, und sichdeßsaUs vor Schaden zu hüten verwarnet."

Der Katalog der Herbstmesse 1723") umfaßt nur 20 Seiten.

Mit dem Jahre 1749 hören die Frankfurter Meß-Katalogesin wessen Verlage? vermag ich nicht anzugeben) ganz auf.

Zwei Stellen in der von Joach. v. Schwarz köpf verfaßtenAbhandlung Vi-der polit. unck Kolelirte AeilunKvii, Älelsrvlationvn,lnto!IiK0l>2bIg.ttor umi über ?InK8enrikton 2u k'rÄiiKturt am Al-rvn.k'iÄnKs'., ^iiKor'soliv vuclrli. 1802." geben darüber Nachricht. Dieerste Stelle S. 7. sagt, daß der Frankfurter Buchh. Meß-Katalogwegen der allmäligen Abnahme dieses Handlungszweigcs seit demJahre 1749 uicht mehr fortgesetzt wird", was an der zweiten StelleS. 10 wiederholt wird.

So verschwindet denn für Frankfurt das letzte Merkzeichen bis-heriger literarischcr Größe"') in demselben Jahre, in welchem einneues, an Herrlichkeit alle früheren dort hervorgetretenen Erscheinun-gen weit überstrahlendes, glanzvolles Meteor an dem Himmel deralten Krönungs- und Bücherstadt mit seinem ersten Schimmer her-aufzieht das Ercigniß des 28. August 1749. Aber auch nurin geringem Maaße ist es dem Geburtsort Goethe's gestattet, desgrößten Sohnes unmittelbar froh zu werden. Bald folgt dieser demZuge, den die literarische Kultur Deutschlands schon seit geraumerZeit genommen, gleichsam aber nur, um durch ein großes und be-rühmtes Wirken die Ausgleichung zwischen dem südlichen und nördli-chen Theile des Vaterlandes, wie wir dieselbe jetzt in ihrer Vollzie-hung erblicken, bedeutungsvoll anzubahnen.

25) Durch einen Druckfehler, welcher übrigens in ähnlicher Weise hin und wiederauch bei andern Frankfurter und eben so bei Leipziger Kataloge» vorkommt,ist auf dem zweiten Satze des Titels verimliku» statt autiiimiaUKus gesetzt.

2«) Bücherverkehr fand zwar noch in spateren Messen statt, derselbe wurde aberbald in seinen allgemeinen Beziehungen so unbedeutend, daß z. B. die Wcid-mann'sche Buchhandlung in Leipzig , von den sächsischen Buchhandlungen indieser Hinsicht die letzte, den Besuch der Frankfurter Messen mit dem JahreI7K5 aufgab. Doch wurde so nachwirkend war, wen» auch hier nur ganzäußerlich, die frühere bedeutsame Stellung Frankfurt « auf den Titeln derLeipziger Meß-Kataloge bis zur Michaelis - Messe 1837 einschließl., fortwäh-rend die Erwähnung der Frankfurter Messen und zwar in der Weise bei-behalten, daß stets von einem Verzeichnis? der Bücher die Rede ist, welchein den Messen zu Frankfurt und Leipzig erschienen sind, «tat

»Vilnius UIUlllA.

Schließlich noch die Bemerkung, daß nicht alle aus dem Frankfurter Stadt-Archive mitgetheilten Aktenstücke von mir genau collationirl werden konnten,weshalb kleine Unrichtigkeiten und Ungenauigkeiicn entschuldigt werden mögen.Die Abbreviatur y ist das Zeichen für n«. Das frühere deutsche Kommazci-chcn / habe ich bei den Mittheilungen aus Drucksachen, sofern mir dieselbenvorlagen, angewendet. Hinsichtlich der Stellung des Bücher-Connnissar'SSperling (s. Note tS) habe ich in einem Artikel der Allg. Monatsschrift fürLiteratur, lsteS Märzhefr l85v eine andere Deutung versucht.