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Einleitung.

unterthänige Diener des gnädigen Herrn, der sie mit Füßen tratnnd ihre Söhne wie Sklaven verkaufte, aber in der Stille erfreutensie sich an ewigen Gedanken und fühlten sich mit Friedrich alsSieger über Panduren und Franzosen. Es ist erstaunlich, welcheVerbreitung die Werke der großen Schriftsteller damals fanden undwie man in ihnen und mit ihren Schöpfungen lebte. KönigFriedrichs Bild aber drang auch in niedere Hütten und fremdeTerritorien. Wir können es gar nicht hoch genug anschlagen, wasdie Namen Friedrich und Noßbach, und andererseits, was Lessing,Goethe, Schiller, Wolf, Kant und die anderen Dichter und Denkerfür unser Volk bedeuteten und mit ihnen die Summe von politischerund geistiger Arbeit, auf der sie sich erhoben und die sie anregten.In diesem Reichtnme und in diesem Glänze fand unser Volk einesichtbare und wirksame Vertretung und eine Art Ersatz für diestaatliche Einigung, die ihm noch versagt war.

Es war dabei von entscheidender Bedeutung, daß Prenßen einprotestantischer Staat war und zwar der protestantische Staat, derzuerst von allen die konfessionelle Einseitigkeit^ überwunden hat undMitglieder aller drei großen in Deutschland einander verfolgendenKonfessionen friedlich in seinen Grenzen wohnen ließ. Denn diegeistige Bewegung, welche die Blüte des deutschen Lebens in Kunstund Wissenschaft erzeugte, war auch auf protestantischem Boden er-wachsen, fast ausschließlich von Protestanten getragen, und hatteihr entscheidendes Merkmal darin, daß sie den Hader der Bekennt-nisse überwand und die kirchlichen Fesseln zerriß.

In den katholischen Territorien war namentlich vor Aufhebungdes Jesuitenordens (1773) kein Raum sür sie, wie Rom ja auch diepolitische Erneuerung Deutschlands bekämpfte, die seit dem west-fälischen Frieden au die Erhebung des preußischen Staates geknüpftwar. Rom hat den westfälischen Frieden selbst für nichtig erklärtund später alle katholischen Staaten aufgerufen, die preußische Königs-krone nicht anzuerkennen, die eine Beleidigung der heiligen Kircheund des göttlichen Rechts sei; Rom hat endlich den siebenjährigenKrieg als einen Religionskrieg behandelt und die katholischen Mächteznm Kampfe gegen den Ketzerkönig angetrieben.

Wohl faßte die Aufklärung auch an katholischen Höfen Fuß,