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politischen Volksfesten, die im Sommer 1832 in Süddentschlandabgehalten wurden — so in Hambach, Gaibach, Badenweiler beiHanau — fielen wilde Worte. Bei dem Hambacher Fest (27. Mai1832), das den größten Eindruck machte, redeten einige von dem„Verrat der Fürsten" und von „den Mörderhanden der Aristokratie",die das arme Deutschland vernichtet hätten, nnd der damals vielgefeierte Or. Wirth versicherte: „Wenn es irgend Verräter an denVölkern giebt, so sind es die Könige, welche um der Eitelkeit,Herrschsucht und Wollnst willen die Bevölkerung eines ganzenWeltteiles elend machen". Ein Hoch wurde ausgebracht auf dievereinigten Freistaaten von Deutschland , uud die tausendköpfigeMenge schrie: „Nieder mit den Fürsten "! Aber von einer republi-kanischen Partei und einem Programm dieser Partei kann mautrotzdem kaum sprechen. Es waren Haufen, die sich mit einigenSchlagworten berauschten, beiin Becher in unklarer Weise für eineRepublik schwärmten und bei allem Enthusiasmus für Deutschland auch sür eine Verbrüderung mit deu Franzosen, den Bringern derFreiheit. Die Erstürmung der Frankfurter Wache am 3. April1833 durch einige junge Doktoren und Studenten, welche davonträumten, daß ihre That das ganze Volk zum Aufstaude fortreißenwürde, zeigte, wie wenig Zusammenhang uud Plau auch unter derkleinen Zahl herrschte, die das Bedürfnis hatte, daß etwas geschehe.Uns, die wir das Heer als das Volk in Waffen ehren und lieben,ist besonders die Erbitterung gegen die Soldaten schwer verständlich,das öde Schimpfen der Radikalen auf die Fürstenknechte und dievertierte Soldateska. Wenn wir jedoch lesen, wie die darmstädtischeRegierung die Gewaltthaten ihrer Truppen an Bauern der DörferSödel und Wölfersheim (1. Oktober 1830) so gut wie straflosließ, oder das amtliche Protokoll über die Mordsceneu, welchebayerische Soldaten unter den friedlichen Einwohnern von Neustadtund Hambach am Pfingstmontag 1832, dem Jahrestage des Ham-bacher Festes, veranstalteten: dann begreift man, daß das Volk injenen Heeren der Mittetstaaten vorwiegend ein Werkzeug der willkür-lichen Fürstengewalt sah.
Aber derartige Erbitterung bildet uoch keine Partei, siemag sich lange mit stnmpfem Hinbrüten paaren, und es wäre
Kaufmann, Polit. Geschichte. 15