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Die Bildung der Parteien.

Regierung ist nicht von Gott, sondern von dem Bater der Lügen. Diesedeutschen Fürsten sind keine rechtmäßige Obrigkeit; den deutschen Kaiser, dervormals vom Volke frei gewählt wurde, haben sie seit Jahrhunderten ver-achtet und endlich gar verraten. Aus Verrat und Meineid uud nicht ausder Wahl des Volkes ist die Gewalt der deutschen Fürsten hervorgegangen,und darum ist ihr Wesen und Gewalt von Gott verflucht; ihre Weisheit istTrug, ihre Gerechtigkeit ist Schinderei. Sie zertreten das Land und zer-schlagen die Person des Elenden.

In einer ähnlichen Flugschrift dieser Jahre hieß es von denFürsten :Der eine ist ein Mörder, der andere ein Dieb oder Be-trüger, der dritte ein Ehebrecher, der vierte ein Trunkenbold."Die Klage über den persönlichen Jammer des damaligen Fürsten-tums uud das rechtlose Regiment in den Einzelstaaten mischte sichso mit der Klage um die fehlende Einheit und über den wirtschaft-lichen Druck, mit dem man die Armen doppelt und dreifach be-lastete, um dem Adel den Genuß seiner Vorrechte zu erhalten.Beide Stellen sind aus Schriften entnommen, die nach 1830 ge-schrieben sind. Vorher gab es nur vereinzelte Radikale. Der an-gebliche Männerbund, der nm 1820 als Träger revolutionärerTendenzen gegründet sein soll, hat, wenn überhaupt, so nur kurzeZeit bestanden, und der als Anklage viel mißbrauchte Bund derJünglinge umfaßte nur wenige, und darunter so ideal gestimmteNaturen, wie den später als Lehrer und Schriftsteller hochgefeiertenTheologen Hase. Außer Arnold Rüge hat kaum eiu Mitglieddieses Bundes eine politische Bedeutung gehabt.

Die Jahre 182430 verliefen still, die Reaktion schien völliggesiegt zu haben; aber als dann die Julirevolution nnd die erfolg-reichen Erhebungen in Braunschweig, Hessen, Sachsen und Hannover die Schranken durchbrachen, da offenbarte sich, welche Verbitterungaufgespeichert war unter dieserRuhe des Kirchhofs", die das patri-archalische Köuigtum über das Land gelegt hatte. Die Teilnahmefür die Polen , die sich 1830/31 gegen die russische Tyrannei er-hoben, und die Angst vor einer Steigerung des russischen Ein-flusses nach der Eroberung Warschans erhöhten die Aufregung.In der Niederlage der Polen sah man auch die Hoffnung auf dieeigene Befreiung von dem Druck des Absolutismus geknickt, diedas Jahr 1830 geweckt hatte. Namentlich auf deu zahlreichen