Görres Warnung. Büchner. Weidig.
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sitzt, auf Märkten und Straßen sich laut ausspricht, die ohne Zeichen sichin allen ihren Gliedern leicht erkennt, ohne geheime Obern und Autrieb auseiuer Mitte heraus, doch im besten Einverständnis stets zusammenwirkt.. .jene Verschwörung uämlich, in der daS entrüstete Nationalgefühl, die be-trogene Hoffnung, der mißhandelte Stolz, das gedrückte Leben sich gegen diestarre Willkür, den Mechanismus erstorbcner Formen, das fressende Giftbewußtlos gewordener despotischer Regierungsmaximen, die daS Verderbender Zeit ausgebrütet, und die Verstocktheit der Vorurteile verbunden haben,und die mächtig und furchtbar wie nie eine andere, wachsend mit jedem Tagein Macht und Thätigkeit, ihr Ziel so sicher erlangen wird, daß die Gefahrnicht aufs Hiuteubleibcn, wohl aber aufs Überschwellen steht.
Wäre Görres, der dies 1819 schrieb, und wären all die andereilSchwärmer für ein Deutsches Reich in die Lage versetzt worden,in den Regierungen oder in den Kammern oder auch nur in derPresse bestimmte Vorschläge zu machen: sie Härten bald erkannt,das; hier thatsächliche Widerstände vorhanden waren, die zur Zeitnicht überwunden werden konnten. Da ihnen das verwehrt oderverkümmert wurde, so durften sie glauben, daß nur der böse Willeder Regierenden dem deutschen Volke die Thore zn den Bahnendes Stolzes und des Glückes versperre. Görres selbst verirrte sichschon 1821 in der Schrift „Europa und die Revolution" znapokalyptischen Spielereien, aber eine fürchterliche Wahrheit hattedoch die Warnung, die er deu Fürsten zurief: „Die Gewalt istdie nachteiligste Waffe, zn der die Autorität ihre Zuflucht uehmeumag, denn indem sie das Schwert als obersten Richter anerkennt,hat sie sich ihm selber unterwürfig gemacht". Seine Sorge warnicht eingebildet. Die znr Unthätigkeit verdammte Begeisterungtüchtiger, zum Dienste des Vaterlandes nicht nur bereiter, sonderusich auch berufen und verpflichtet fühlender Männer bildete denGlutofen, aus dem der eine und andere rücksichtslose oder von derGröße der Gegensätze überwältigte Mann die Brandfackel radikalerRede in die Masfe schlenderte. So schrieben der junge DichterGeorg Büchner und der Pfarrer Weidig 1834 in dein „HessischenLandboteu",
daß der Gott, der ein Volk durch eine Sprache zn einem Leibe ver-einigte, die Gewaltigen, die es zerfleischen nnd vierteilen oder gar in dreißigStücke zerreißen, als Volksmörder hier zeitlich und dort ewiglich strafenwird." „Das alles ftie vorher geschilderte Bedrückung des Bauernstandesduldet ihr, weil euch Schurkeu sagen, diese Regierung sei von Gott . Diese