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Vor der Revolution, 18401848.

Gesetze zu sagen____(Der König sollte) die Göttlichkeit seines Herrscherbernfs

hinfort lieber in der Unterordnung unter ein gemeinsames Gesetz suchen alsin der Unbeschränktheit deS eigenen Willens.Im ganzen schien die Schrift dem preußischen Volke zu raten, sichan diesem Scheinbilde einer Verfassung nicht zu beteiligen, dvchsprach Gerviuus das nicht geradezu aus, sagte vielmehr:Sehrmöglich, daß aus dieser Verfassung etwas weiteres erfolgen kann,aber es wird leicht etwas Anderes sein, als man erwartet hatte."

Mit schneidender Schärfe erhob dagegen Heinrich Simon seineStimme und forderte die Ablehnung dieses angeblichen Geschenks.Wir baten dich um Brot und du giebst uns einen Stein. . .. Nichts istso gefahrbringend, die Geschichte hat's gelehrt, als halbes Handeln dessenFolgen sind nicht zu berechnen bis auf eine: statt des DankeS Undank. Insolcher Lage ist Krchnheit Vorsicht. . . . Der große Moment war für Preußen da im Jahre 1830, er war da im Jahre I84V, er kommt zum dritten undvielleicht letzten Male am 11. April 1847 (dem Tage des Zusammentrittsdes Vereinigten Landtags ). Giebt der König mit vollem Vertrauen das,was sich herausstellte als historisches Recht des Preußenvolkes Deutsch-land jubelt ihm entgegen mit nie gehörtem Jubel, und seine Dynastie schlägtWurzel in diesem Jubel, wie es festere keine giebt. Wehe uns und Deutsch-land , wenn es anders wird. Das Unglück wäre nicht zu ermessen.

Der Vereinigte Landtag folgte der Aufforderung Simons nicht,die Verfassung zu verwerfen, wenn der König sie nicht in freiheit-lichem Sinne ändere, aber im übrigen zeigte er sich erfüllt vonähnlichen Sorgen und Wünschen, wie sie Gervinus und Simonausgesprochen hatten, und der Landtag wurde etwas ganz Anderes,als der König gewollt und seine papierne Klugheit vorgeschriebenhatte. Die eiusache Thatsache, daß Preußen Reichsstände habe, wareine politische Macht von stürmischer Gewalt. Seit dreißig Jahrenwar es erwartet worden. Metternich und Gneisenau, Paul Pfizer und Gentz, Freund uud Feind, hatten es stets so empfunden undviele hatten es ausgesprochen. Nnn der Moment eintrat, fragteman nicht lange danach, wie diese Rcichsstände zusammengesetztwaren und was sie für Rechte hatten. Man wußte, die Hauptsachesei geschehen, der Schritt sei gethan, der notwendig aus dem abso-luten Staate in die Periode des Verfassungsstaates hinüberführe.Von dem Prinzen von Prenßen bis zu dem gewöhnlichen Bürgerwar das die Überzeugung, und der Verlauf des Landtages bestätigte sie.