Lippe. Kurhessen. Hassenpslug.
403
wollte damals die Verfassung ändern, fand aber im Lande reinenMinister, der das unternehmen mochte. So entschloß er sich, jenenHassenpflng wieder zu berufen, der im Jahre 1837 in HellemZorn von ihm geschieden war und ihn dem preußischen KönigeFriedrich Wilhelm III. in so schroffen Ausdrücken geschildert hatte,daß der König deshalb Hassenpflng der Untreue zieh und nichtin seinen Dienst nehmen mochte. Erst Friedrich Wilhelm IV. sahdarüber hinweg, rief ihn nach Preußen und zeichnete ihn vielfachaus. Hassenpflng war von starker Begabung des Geistes und desWillens, aber nicht ohne gefährliche Mischung der Eigenschaften.Er gehörte in seiner Jugend zu den eifrigsten Mitgliedern der vonkirchlicher und patriotischer Begeisterung erfüllten Burschenschaft ,machte dann aber eine ähnliche Entwickelung durch wie der HistorikerHeinrich Leo . Abgestoßen von dem rationalistischen und frei-geisterischen Treiben, das in den Kreisen Einfluß gewann, die inden Zeiten der Demagogenhetze die Fahne des Liberalismus undder Einheitsbestrebnngen hochhielten, wurde er schließlich einer derleidenschaftlichsten und rücksichtslosesten Vertreter der absolutenfürstlichen Gewalt, die als der Schirmherr der kirchlichen Gläubig-keit erschien. „Niemals hat er ein rnhig abwägendes Verhältnisbegriffen, niemals ein Maß in seinen Affekten gekannt, furchtlos,herrisch und ungestüm ging er seinen Weg." „Er blieb radikal,wie es in seinem Wesen lag, aber aus dem radikalen Freiheits-schwärmer wurde jetzt ein ebenso radikaler Vorkämpfer für Re-gierungsgewalt und Kirchenmacht, für die Bollwerke gegen die allesHeilige zerstörende Revolution." In solchen Anschauungen fandihn das Jahr 1830, und voll Eifer widmete er sich dem Dienstedes Kurprinzen, der damals zum Mitregenten ernannt war. Fürihn und seine von ihrem Gemahl, dem Kürfürsten Wilhelm II. ,nm einer Maitresse willen mißhandelte Mutter, eine Schwesterdes preußischen Königs, hatte Hassenpflng schon früher Partei er-griffen, und seine Opposition gegen das liederliche Treiben desKurfürsten war ein Zeichen tüchtigen uud tapferen Sinnes. Dannwurde er 1831 von dem Knrprinzen-Regenten als Minister berufenund war sünf Jahre das Werkzeug dieses gewaltthätigen und ganz
willkürlichen Menschen, der ihn selbst schließlich durch eine rohe
26»