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Preußens an und für sich schwer zn tragen ist und durch den unnatürlichenSelbstäudigkeitstrieb der kleinen dazwischenliegenden Staaten eine schwereFessel für uns und für Deutschlands Leben und Entwickelung wird. DasVerträum, daß Osterreich ihnen die bisherige Unabhängigkeit lassen und er-halten werde, habeu sie durch Graf Buol und die Wiener Politik im letztenKriege verloren. Als Herr v. Hügel württembergischer Gesandter in Wien war, sagte ihm Graf Buol etwa um die Zeit der berüchtigten Cirkular-dcpesche vom 14. Januar 18S5 in barscher Weise: „Sie müssen sich darangewöhnen, daß in Deutschland nur Österreich das Recht auf eigene Politikhat, uud je früher Sie das lernen, desto besser für Württemberg "; gegenKvnueritz ften sächsischen Gesandten in Wien ^ hat er damals in gleicherStimmung geäußert: „Wir werden auf die kleinen Staaten drücken, bisihnen der Atem znm Widerspruch ausgeht/' Diese uud ähnliche Reden sindnatürlich an den mittelstnatlichen Höfen von Mund zu Mund gegangen,und da in dem Charakter der Personen, welche die österreichische Politikleiten, keine Garantie liegt, welche dergleichen als bloße Redensart anzusehnberechtigie, so bilden sie den Ausdruck dessen, was die Mittelstaaten vonÖsterreich erwarten. Dazu ist die Lust der letzteren an Selbständigkeit undEinfluß gewachsen durch das abwechselnde Werben PrcußenS und Österreichs um ihre Stimmen. Ihnen diese Stellung zu erhalten, haben vielleichtFrankreich und Rußland ein Interesse, Österreich und Prcnßen aber nicht,oder doch nur aus Eifersucht gegeueiucmder, und sie ist daher gefährdet, so-bald Österreich der Not oder der Vernunft so weit nachgiebt, daß es seineBeziehungen zu Preußen ehrlich zn bessern sucht.
Angesichts dieser naheliegenden Erwägnngen gehört für die süddeutschenStaaten ein sehr hoher Grad von Buudcs-Patriotismus dazu, wenn sie ihreThcrmvphlen am Rhein machen, oder nötigenfalls die Wiedcrcroberuug ihrerLänder im preußisch-österreichischen Lager abwarten sollten: sie werden inder Gefahr nach dem Sprichwort handeln, daß das Hemd einem näher istals der Rock, das eigene Land näher als der Bnndz sie werden beizeiten inParis direkte Garantien zu erhalten suchen, vielleicht sogar Aussicht aufGewinn.
Frankreich kann Württemberg und Bayern versprechen, ihnen Badenpreiszugeben, welches sich vielleicht im Vorgefühl dieser Gefahr neuerdingSÖsterreich in die Arme wirft. Es kann noch manche andere Vereinfachungdes deutschen inneren Grcnzwesens lockend erscheinen lassen; aber schon derErhaltnngstrieb allein weist die kleinen Souveräne gegenüber dem Miß-behagen, mit welchem die Vielherrlichkeit Deutschland erfüllt, auf außer-deutsche Anlehnung hin, und in den höchsten Kreisen von Paris hat manleicht den Eindruck, daß diese Anlehnung dort, wenn uicht schvu gefundenist, doch gesucht wird, uud daß Frankreich nicht glaubt, in einem deutschenKriege die volle BuudeSarmee gegen sich zu haben.
Für Preußen sei es unter diesen Umständeil ein Gebot derSelbsterhaltung, sich nach einem gesicherteren Defcnsivverhältnisfür die Zukunft umzusehen. Das sei keine Verschwörung gegen