Preußen und Frankreich . BismarckS Auffassung,

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die anderen Staaten, sondern Sorge für den Frieden, denn derEinflnß eines Staates im Frieden hänge in letzter Instanz vonder Kraft ab, die man ihm für den Kriegsfall zutraue, und denBundesgenossen, auf die er zählen könne. Im besonderen seiPreußens Einfluß in Deutschland wesentlich bedingt durch dieMeinung der anderen Staaten über die Zahl und Zuverlässigkeitseiner auswärtigen Verbindungen.

Auf Grund dieser Erwägungen nnd eines Überblicks über dieLage Europas und die Politik der verschiedenen Mächte empfiehltBismarck die Pflege freundschaftlicher Beziehungen zu Frankreich .Er zeigt, daß Frankreich jetzt gute Gründe habe, seine Beziehungenzu Preußen intimer erscheinen zu lassen, daß aber Prcnßen da-durch an Einfluß in Deutschland gewinne,denn indem Frankreich mehr au unserem guten Willen als an dem der Mittelstaaten ge-legen ist, wird den letzteren die Rheinbundchance abgeschnitten, undsie sind an uns verwiesen, da sie bei Österreich allein sich nichtsicher und geschützt fühlen, so lange dasselbe nicht mit Rußtandverbündet ist". Vielleicht nennt ein Gegner der kleindeutschen Ent-wicklung dieses Programm Preußens auch Rheiubuudpolitik aberweun zwei dasselbe thun, so ist es nicht dasselbe. Und Bismarck hat hier nichts empfohlen, was deutsches Gebiet und deutsche Inter-essen schädigen könnte, später aber hat er anch unter den schwerstenUmständen jede Versuchung der Art abgewiesen. Selbst die Aus-scheidung Österreichs ist nicht dagegen anzuführen, denn die deut-schen Länder Österreichs waren durch ihre Verbindung mit den nicht-deutscheu Ländern des Hauses Habsburg nnd durch seine traditionellePolitik, vollends aber durch die Entwicklung unter Schwarzenberg nnd seinen Nachfolgern längst von Deutschland getrennt.

Besonders nachdrücklich wirkte Bismarck sür diese Auffassungin den Briefen, die er im April 1857 von Paris aus schrieb, wo.erbei Gelegenheit der Nenenburger Frage mit Napoleon eingehend ver-handelte, oder vielmehr in jener unverbindlichen, aber die wichtig-sten Fragen berührenden und Entschlüsse vorbereitenden Weiseplanderte, in der er Meister war. Napoleon ließ merken, daß ergern zum Besuch nach Berlin käme; Bismarck fragte an, ob er dieÄußerung des Wunsches provozieren dürfe, und führte aus, warum