er das für vorteilhaft halte. Gerlach sah in jeder Annäherung an
Napoleon einen Bruch des Prinzips der Legitimität. Vismarck
antwortete (2. Mai), daß er sich um die Legitimität der französischeil
Regierung nicht kümmere und nicht glaube kümmern zu dürfen.
Frankreich interessiert mich nur insoweit, als es auf die Lage meinesVaterlandes reagiert und wir können Politik nur mit dem Frankreich treiben,welches vorhanden ist, dieses aber aus den Kombinationen nicht aus-schließen. Ein legitimer Monarch wie Ludwig XIV. ist ein ebenso feind-seliges Element wie Napoleon I. . . . Frankreich zählt mir ohue Rücksicht aufdie jeweilige Person an seiner Spitze, nur als ein Stein nnd zwar ein un-vermeidlicher in dein Schachspiel der Politik, ein Spiel, in welchem ich nurmeinein Könige und meinem Lande zu dienen Beruf habe. Sympathienund Antipathien in Betreff auswärtiger Mächte und Personen vermag ichvor meinem Pflichtgefühl im auswärtigen Dienste meines Landes nicht zurechtfertigen ... es ist darin der Embryo der Untreue gegen den Herrn oderdas Land, dem man dient. Insbesondere aber, wenn man seine stehendendiplomatischen Beziehungen und die Unterhaltung des Einvernehmens imFrieden danach zuschneiden will, so hört man meines Erachtens auf, Politikzu treiben, und handelt nach persönlicher Willkür. Die Interessen des Vater-landes dem eigenen Gefühl von Liebe oder Haß gegen Fremde unter-zuordnen, dazu hat meiner Ansicht nach selbst der Kvnig nicht das R echt,hat es aber vor Gott und nicht vor mir zu verantworten, wenn er es thut,und darum schweige ich über diesen Punkt.
In einem späteren Satze zog er dann die Summe derpreußischen Politik seit 1848 in dem harten Urteil, daß Preußen zur Zeit, 1857, in geringerem Ansehn stehe unter deu MächtenEuropas als jemals in der ganzen Periode von 1763—1848, aus-genommen natürlich die Jahre 1807 bis 1813. Mit dem Schäferin Goethes Gedicht müsse Prenßen sagen „ich bin heruntergekommenuud weiß doch selber nicht, wie".
Wir haben keine Bündnisse und treiben keine auswärtige Politik, d. h.keine aktive, sondern wir beschränken uns darauf, die Steine, die in unserenGarten fallen, aufzusammeln und deu Schmutz, der uns anfliegt, abzubürsten,wie wir können. ... Wir sind die gutmütigsten, ungefährlichsten Politiker,und doch traut uns eigentlich niemand, wir gelten wie unsichere Genossennnd ungefährliche Feinde, ganz als hätten wir uns im Äußern so betragenund wären im Innern so krank wie Österreich . Ich spreche nicht von derGegenwart, aber können Sie mir einen positiven Plan (abwehrende genug),eine Absicht nennen, die wir seit dem Radowitzischen Dreikönigsbüudnis iuauswärtiger Politik gehabt haben?
So endete also die änßere Politik Österreichs , der Mittelstaatenuud Preußens in diesem Jahrzehnt mit einem völligen Zusammen-