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Der Konflikt und der dänische Krieg.

schon die Gelegenheit ^finden werde, auch für Frankreich Vorteilezu erlangen. Zudem war er überzeugt, daß die Einigung Deutsch-lands unter Preußen im Zuge der Zeit liege und daß es deshalbthöricht sei, sich ihr zu widersetzen. Er bewegte sich gern in solchallgemeinen Erwägungen und gewährte ihnen starken Einfluß aufseine Entschlüsse. Österreich war damals in schweren Krisen undentbehrte dabei einer sicheren Leitung.

Der Kaiser selbst hatte dazu nicht die Kraft und stand unterdem Einfluß des Grafen Esterhazy, der sich zwar das Ansehueines Staatsmannes von ungewöhnlichen: Scharfsinn zu gebenwußte, thatsächlich aber keine Anschauung von der wirklichenLage der europäischen Verhältnisse und kein Feingefühl für diederzeit wirksamen Kräfte besaß. Überdies pflegte er unter spitz-sindigen Erwägungen uud schleichenden Intriguen Zeit und Kraftzum Entschluß zu verlieren.

Österreich trieb der Auflösung zu, die man den Ausgleich mitUngarn zu nennen Pflegt, und wollte doch gleichzeitig die! alteStellung in Deutschland und Italien festhalten. Zunächst abersollte Preußen gedemütigt werden. So unterstützte Österreich dieParteigänger des Augustenburgers, gegen die man 1863 und An-fang 1864 in Noten nnd Beschlüssen gemeinsam gestritten hatte.Bismarck erhob darüber die Klage, Österreich begünstigerevo-lutionäre und jedem Throne feindliche Tendenzen". Er betontegerade diese Begünstigung der populären Bewegung durch Öster-reich , weil dies Moment geeignet war, auf König Wilhelm zuwirkeu uud ihm den Entschluß eines Krieges mit Österreich zuerleichtern. Denn dieser Entschluß wurde dem König sehr schwer,auch nachdem er sich in der schleswig-holsteinschen Frage Bismarck gefügt hatte.

Im Laufe des Februar und März 1866 begannen in Berlin und Wien , und ebenso in Sachsen und in andern Mittelstaatenmilitärische Vorbereitungen, die alle Lande in Erregung brachten.Am 29. März unterzeichnete König Wilhelm Befehle zu etwasumfänglicheren Rüstungen. Er that es widerstrebend, wollte auchnachträglich noch die Ausführung über das bevorstehende Osterfesthinausschieben, aber Bismarcks getreuer Gehilfe Nvon hatte die