Benedek.
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Er war ein Soldat von stürmischer Tapferkeit, ruhmvoll bemährtan der Spitze eines einzelnen Korps, aber gar nicht vorbereitet,eine Armee zu führen, und vollends nicht vorbereitet für den Feld-zug in Böhmen .
Er war in den italienischen Kämpfen groß geworden, in Böhmen kannte er weder den Schauplatz noch den Gegner, war auch ohnedie litterarische' Bildung, die diese Mängel wenigstens in etwasrasch auszugleichen ermöglicht hätte. Er wußte, daß dem so war, uuder weigerte sich deshalb mit Nachdruck und mit offener Aussprachedieser Gründe, das Kommando zu übernehmen. Da hat ihn zuletztder Erzherzog Albrecht moralisch gezwungen nachzugeben, und Benedekfolgte dem Befehle des Kaisers mit den: Gefühl, daß er übernehme,was er nicht könne. Als Ergänzung gab man ihm einen gelehrtenMilitär, den Generalmajor Krismaniö bei, und Benedek hielt sichnun für verpflichtet, in ihm seinen Kopf zu sehen, sich und seinenstürmischen Mut dem kühlen, zaudernden Rechner und Plänemacherunterzuordnen. In dieser Selbstentäußerung fah er die sittlicheThat, durch die er seinem Lande oder richtiger seinem Kaiser — denuseine Staatsausfassung war wie bei so vielen Offizieren der öster-reichischen Armee eine fast ausschließlich persönliche, ritterliche —den Sieg gewinnen könnte. Das Ergebnis war, daß Benedekdamit die Eigenschaft hingab, in der seine Kraft lag, und im Ein-tausch nichts dafür erhielt als das Gefühl, mit Aufgebot allermoralischen Kraft sich selbst überwunden zu haben.
Auf preußischer Seite erwartete man einen Vorstoß des Feindesnach Schlesien und bewegte sich deshalb anfangs nicht ohne einegewisse Unsicherheit; als aber der Angriff ausblieb, befahl Moltke den drei, mehrere Tagemärsche voneinander getrennten Armeen,den Vormarsch zu beginnen und die Vereinigung bei Gitschin zusuchen. Die erste Armee unter dem Oberbefehl des Prinzen FriedrichKarl und die Elbarmee unter Herwarth v. Bittenfeld , die zusammenrund 140 000 Mann zählten, drangen ans nebeneinander laufendenStraßen in Noröböhmen ein. Die Elbarmee überschritt die Grenzeam 21. Jnni und marschierte über Rumburg und Hühnerwasserans Münchengrätz, Prinz Friedrich Karl überschritt die Grenze am22. Jnni und zog über Reichenberg uud Liebenau auf Turnau ,