Die Hauptsache freilich war, daß sie sich als Glieder eines wirk-lichen Staates fühlen konnten, der schon durch seine Lasten undPflichten überall neues Leben weckte.
Auch in den süddeutschen Staaten empfand man es als dieHauptfrage, wie sich die Beziehungen zu Preußen und dem Nord-deutschen Bunde gestalten würden. Der Plan eines Südbundeszerfiel bald in sich selbst, denn Württemberg und Baden hatten keineNeigung, Bayern zuliebe einen Teil ihrer Selbständigkeit zu opferu,wie das doch unvermeidlich gewesen wäre.
Prenßen umfaßte mehr als fünf Sechstel des ganzen Gebietsdes Norddeutschen Bundes , und der Rest verteilte sich auf 23 Staaten,von denen nur zwei, das Königreich Sachsen nnd Mecklenburg ,etwas größere Bedeutung hatten. Und diese beiden waren nachLage, Verfassung und Struktur der Gesellschaft so völlig verschieden,daß sie sich nur selten in einem Interessengegensatz gegen Preußeuvereinigen konnten.
So war der Bund thatsächlich mehr einem verstärkten Preußen ähnlich als einem neuen Staatswesen, aber die Verfassung desNorddeutscheu Bundes vermied diesen Schein, indem sie den übrigenRegierungen im Bundesrat einen weit größeren Einfluß gewährte,als die Größe und die Einwohnerzahl der Staaten zu rechtfertigenschien. Daran haben viele Anstoß genommen, aber so wurde demNorddeutschen Bunde eine Form gegeben, die den Staaten dasOpfer der Selbständigkeit erträglicher machte und die süddeutschenStaaten den Gedanken eines Eintritts ruhiger erwägen ließ. VollEifer suchten manche diesen Eintritt der Südstaaten zu beschleunigen,Bismarck aber wehrte ab; er wollte keinerlei Druck ausüben undauch nicht einmal Baden aufnehmen, das selbst den Wunsch kundgab.Er fürchtete, daß Frankreich und Österreich darin eine Verletzungdes Prager Friedens sehen könnten, noch mehr aber, daß Bayern es übel vermerken werde. Thatsächlich waren die süddeutschenStaaten ja mit dem Norddeutschen Bnnde schon enger verbundenals jemals in den Zeiten des deutschen Bundes, denn es bestanddie wirtschaftliche Gemeinschaft des Zollvereins nnd die militärischednrch die Schutz- und Trutzbündnisse.