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England und Deutschland / von Prof. Dr. v. Schulze-Gaevernitz
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erschienen. Wir aber nörgeln, während solches geschieht.Früh ermüdet, verzagt so mancher an der deutschen Zu-kunft. Einen andern blendet der Glanz des goldenenRegens. Emporkömmling, vergißt er der geistigen Quellender niederrauschenden Fülle. Man schildert den Aufstiegder deutschen Volkswirtschaft, ohne die politische Ursacheauch nur zu erwähnen: Sedan und die Kaiserkrönungim Spiegelsaale zu Versailles.

III.

Was die Zukunft bringt, wer kann es wissen?Traumwandelnd greift unser Volk heute nach einer Rolle,die möglicherweise zur Heldenrolle auswächst. Fallstrickemancherlei Art bedrohen den Schauspieler, den ohneseinen Willen die Weltbühne gefangen nahm.

Von den uns bedrohenden Gefahren ist eine aberdringlicher als alle andern: In elfter Stunde könnte Eng­ land den Versuch wagen, den unbequemen Emporkömmling,den es wirtschaftlich nicht mehr niederzuzwingen vermag,mit Gewalt zu Boden zu schlagen. Vergessen wir nicht:In dieser Richtung liegen die glorreichen Überlieferungender britischen Flotte. Um 1650 besaß Holland den Welt-handel, die Kolonien und die Seemacht. Die niederländischeHandelsflotte umfaßte an Tonnengehalt die Hälfte allereuropäischen Schiffahrt. Demgegenüber baute das damalsnoch überwiegend binnenländische England die ersten eigent-lichen Kriegsschiffe Schiffe größeren Tonnengehalts undstärkerer artilleristischer Bestückung als die im Bedarfs-fall zu Kriegsschiffen umgewandelten Ostindienfahrer derHolländer. Vergeblich forderte de Richter von den General­ staaten Kriegsschiffe des britischen Typus. Die Amster-damer Kaufleute sparten, wo die Stuarts und Cromwellkein Opfer scheuten. An dieser einfachen Tatsache zerbrachdie Handels- und Kolonialherrschaft der Niederlande. Ähnliches wiederholte sich in größeren Verhältnissenzwischen England und Frankreich Frankreich, das unter

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