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England und Deutschland / von Prof. Dr. v. Schulze-Gaevernitz
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standes" einsetzt und gegen den schwächeren Mitbewerbersich wendet den Vetter Landratte dem es einfiel,auch zur See zu fahren. Dem deutschen Michel hatte manmitleidig die Wolkenregion der Gedanken überlassen, undgerade ihm wurde die Wissenschaft die Führerin zur Praxis.

II.

Werfen wir nunmehr einen Blick auf Deutschland .Gerechterweise müssen wir zugestehen, daß die Verstimmungauf britischer Seite tiefer begründet ist als auf der unsern.Gedenken wir unserer politischen und wirtschaftlichen Ohn-macht um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts undunseres fabelhaften Aufstiegs, den England jedenfalls nichtgehindert, ja, ohne es zu wollen, sogar gefördert hat.

Die älteren Liberalen Deutschlands haben englischesWesen in jenen Tagen blind verehrt, da der deutscheIdealismus unfähig erschien, die deutsche Wirklichkeit zugestalten. Auch heute noch gibt es Nachzügler, denen allesEnglische bloß weil es englisch ist vornehüi und un-übertrefflich erscheint. Demgegenüber betont ein jüngeresGeschlecht, das in Treitschkes Schule gegangen ist öftersübertreibend den nationalen Eigenwert. Es hält denKopf um so höher, als bis vor kurzem der Durchschnitts-engländer deutschem Wesen gegenüber die Miene gönner-hafter Überlegenheit zur Schau trug. Hierzu kommt dieMeinung, daß jeder Fortschritt Deutschlands bislang demzähen Widerstände Englands abzuringen war, fernerder Argwohn, daß England auch heute, wo es kann, dritteNationen die Vereinigten Staaten, Frankreich, Japan , jasogar Rußland gegen uns auszuspielen versucht. Manfürchtet die vielbesprocheneEinkreisung" Deutschlands durüi ein System britischer Bündnisse und Verständigungen.

Diese für die Gegenwart vielleicht irrige Meinungknüpft an die geschichtliche Tatsache an, daß uns dasoffizielle England seit Waterloo während des ganzen neun-zehnten Jahrhunderts entgegengearbeitet hat. England war