wirtschaftliche Struktur ist eine andere als die Groß-britanniens. Noch sind die Vereinigten Staaten überwiegendBinnenland, das erst neuerdings bewußtermaßen See-interessen anbaut. Noch 1900 war in der Landwirtschaftdoppelt so viel Kapital angelegt als in der Industrie mitAusnahme des Bergbaus. Der Turmbau der Trusts ruhtauf der breiten Schulter des Farmers. Immerhin liegt dieEntwicklung der amerikanischen Industrie — bei verwandtenLebensgewohnheiten — vielfach in der Richtung der eng-lischen. Zwischen beiden Staaten entwickelt sich ein gewisserParallelismus der gewerblichen Erzeugung — überwiegendangewandter Physik — und damit eine unvermeidlicheRivalität. Britische Sachverständige stimmen dahin überein,daß England den Mitbewerb der Vereinigten Staaten aufdie Dauer weit mehr zu fürchten habe als den Deutsch!-lands. Man spricht — zurzeit übertreibend — von einer„Amerikanisierung" des britischen Marktes. Zweifellos be-steht eine solche Amerikanisierung des kanadischen Marktes,insbesondere in Stahl, Eisen, Maschinen, in Baumwolleund Lederwaren. Aber dem stärksten und gefährlichstenMitbewerber gegenüber ist England durch Sprach- undKultnrgemeinschaft und, was mehr sagt, durch politischeOhnmacht gebunden. Nicht allein Englands kanadischesHerrschaftsgebiet steht auf dem Wohlwollen der Ver-einigten Staaten . Auch die Herrschaft über den StillenOzean ist, nachdem 80°/» der britischen Seemacht in derNordsee versammelt wurden, an Amerika und Japan über-gegangen, deren Zwiespalt des Briten Glück ist. England umschmeichelt die „Tochternation" jenseits des Atlantik.
Deutschland steht — alles in allem genommen— hinter Großbritannien noch erheblich zurück, nähertsich ihm aber zusehends auf Grund größeren Bevölkerungs-zuwachses und breiterer landwirtschaftlicher Grundlage;einer britischen, noch immer abnehmenden Landbevölke-rung von etwa 5 Will. steht eine deutsche von etwa 18 Mill.gegenüber. Um so verständlicher ist es, wenn die britischeVerstimmung an dem Punkte des „geringeren Wider-