alle Türen öffnen und jeden Menschen einschläfern zukönnen. Wo die Hexen ihre Versammlungen abhalten,da wächst kein Gras mehr, da sie alles Grüne durchihren Urin vergiften. Um ihre unheilvolle Macht zubrechen, muß man sich folgender Mittel bedienen: Inder Nacht des i. Mai soll man bestrebt sein, etwas vonden Exkrementen einer Hexe zu erhalten. Diese Aus-scheidungen soll man verbrennen und die Asche im Hausund Hof verstreuen. Dadurch wird man erreichen, da Iikeine Hexe je mehr wieder da einkehren wird.
Im Kalotasceger Bezirk wirft am Vorabend des Georgs-tages die Hausfrau ein Strohbündel, auf das sie urinierthat, auf das Dach, und das Haus ist geschützt vorHexenbesuchen. Läuft in der Georgsnacht ein Weibnackt um den Acker herum, so ist die Saat vor Hagelgeschützt. Dieselbe Anschauung findet man auch beiden indianischen Völkerschaften vertreten, was Long-fellow in seiner „Hiawatha" sehr anschaulich schildert.Die Magyaren vergröbern aber diesen sinnigen Brauch.Bei ihnen muß dabei der Mann in die vier Ecken desAckers urinieren, dann hat er weder Hagel noch Über-schwemmung zu befürchten 10 . In Vorpommern undBügen urinierte ehemals der Bauer ebenfalls auf demFelde, damit das Korn gut wachsen sollte 11 .
Auch als Aphrodisiakon dient die Verwendung vonExkrementen: Kocht der Mann, sagt man bei den Ma-gyaren, seinen Samen mit dem Urin des Weibes, das erbegehrt, und gibt er diesen Absud dem Weibe in dieSpeisen oder Getränke, so muß es ihm willig werden.
10 Anthrop., V, 280; Seligmann, Der böse Blick und Verwandtes,ßerlin 1910, I, 3oo ff.
11 F. v. Sehlichtegroll in Anthrop., VII, 212.
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