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Anrüchiges und Allzumenschliches : Einblicke in das Kapital Pfui / Paul Englisch
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Hier liegt wohl die Anschauung zugrunde, daß diezwei eins sein sollen, daß eins in dem andern aufgehensoll, was sich am besten in der Redensart: Ich möchtedich vor Liebe fressen! manifestiert. Dem Liebendenist alles, was von der Geliebten kommt, rein und heilig,die Liebe bindet ihm Scheuklappen vor die Augen, sodaß ihm selbst der Kot der Geliebten lieblich duftetDieKryptadia" undAnthropophytheia" führen man-ches bezeichnende Beispiel hierfür an. Ich zitiere hiernur eine Anekdote 12 : Ein Jüngling und ein verheiratetesFrauenzimmer gaben einander ein Stelldichein. DerJüngling verspätete sich, traf das Weib nicht mehr an,sondern ihren Dreck.O du schöner und süßer Leib,in dem du dich befunden!" und der Jüngling hub denDreck zu küssen an.

Um jemanden in sich verliebt zu machen, koche manseinen Urin. Der, dem es gilt, gerät in starken Schweißund wird um so verliebter, je stärker der Sud brodelt.Das Mittel wird auch angewandt, um Kranke inSchweiß zu bringen, doch muß man sich hüten, denheißen Urin zu plötzlich vom Feuer zu nehmen, dadas unfehlbar den Tod des Betreffenden zur Folgehaben könnte 13 . Das gleiche Mittel, zur Liebe anzu-reizen, kennt man auch im Banat . Hier trachtet dasMädchen, das einen Burschen fesseln will, um jedenPreis zu seinem Halstuch, zu seinem rechten Sockenund zu seinem Urin zu kommen. Das alles kocht sievon einer Mitternacht zur andern und gießt das Gebräuunter ihre Schwelle, über die er treten muß, wenn erzu irgendwelchen Geschäften schreiten will 14 . Auch

U Anthr., VII, 4a5.is Anthr., VII, 214.14 Anthr., VII, 275.

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