Druckschrift 
Anrüchiges und Allzumenschliches : Einblicke in das Kapital Pfui / Paul Englisch
Entstehung
Seite
161
Einzelbild herunterladen
 
  

Düngers noch nicht richtig einzuschätzen, und so war esnatürlich, daß zum Beispiel in Paris noch 1780 dieStadtverwaltung für die Fortschaffung des Inhaltes derKloaken 5ooo Livres bezahlte, während etwa 3o Jahrespäter ein spekulativer Unternehmer seinerseits 15o 000Franken für die Erlaubnis bezahlte, allen Kot aus derStadt abführen zu dürfen. Er kam aber glänzend aufseine Kosten, denn zu Montfaucou bei Montmartre er-richtete er eine Fabrik zur Gewinnung von Düngpuder,und der Vertrieb dieser Fabrikate warf ihm riesige Ge-winne ab 38 .

Paris ging überhaupt allen anderen Städten in bezugauf die Ausgestaltung des Latrinenwesens voran. Schonfrühzeitig begann es mit der Pflasterung der Straßen,was auf folgende Ursache zurückzuführen ist. KönigPhilipp II. stand im Sommer des Jahres 1184 einesTages am Fenster seines Schlosses zu Paris , als einigeschwere Lastwagen vorbeifuhren, die den auf dem Wegeliegenden Kot so sehr aufwühlten, daß ein fürchter-licher Gestank entstand, wovon der König ohnmächtigwurde. Aus Anlaß dieser Begebenheit erließ er den Be-fehl, die Hauptstraßen von Paris mit Feldsteinen zupflastern 39 . Im allgemeinen führte dieser Befehl natür-lich keine Änderung in den angestammten Gewohn-heiten herbei. Nach wie vor schüttete man zum Fen-ster hinaus, was sich an Unrat im Hause angesammelthatte, so daß die Straßen und Plätze vor Schmutz starr-ten. König Philipp der Schöne wagte einen schüchternenVersuch, diesen unhaltbaren Zuständen Einhalt zu tun,indem er befahl, daß die Bewohner der Häuser für die

38 V. Hazzi, Über den Dünger, München 182 4, S. Iii.

39 Monumenta trium font. chron. Ausgabe von Leipniz, Hannover 1698, S. 367.

Ii

IÖI