Meinung für das Schickfal des Silbers die weltgefchichtlicheTatfache entfcheidend, „daß die wichtigften Länder euro=päifdier Kultur fleh weigerten, das durch die Verminderungdes indifchen Bedarfs und die gleichzeitige Vermehrung derProduktion verfügbar werdende Silber in ihren Geldumlaufaufzunehmen, daß jich diefe Länder vielmehr entfchloffen,einen überwiegenden Goldumlauf, wo er beftand, aufrechtzu erhalten, wo er nicht beftand, einzuführen".
Eine ftarke Stüije für die Richtigkeit der ÄuffafjungHelfferichs beftand in dem ihm von der Reichsbank undvom Reichsfchatjamt überlaffenen, bisher geheim gehaltenenÄktenmaterial über die deutfchen Silberverkäufe und derenWirkung auf den Londoner Silbermarkt. Diefes Materialermöglichte ihm aber auch im einzelnen die unanfechtbareWiderlegung zahlreicher Behauptungen Arendts. Bezeichnendwar es, daß fogar Knapp, der nur feiten und dann äußerftvorfichtig zu Streitfragen Stellung nahm, fleh nach derLektüre der Helfferichfdien Streitfchrift in einem an ihngerichteten Briefe dahin äußerte, es fcheine ihm allerdingsnun (und auch früher fchon) bewiefen, daß Arendt dieWirkung der deutfchen Silberverkäufe übertrieben undverzerrt habe. „Es mußte auch" — fo fuhr er fort —„jenem rückflchtslofen Parteimenfchen gegenüber einmalein anderer auftreten, der fleh nicht fcheute, das Gewebezu entwirren. Diefe Arbeit haben Sie verrichtet. Es iftpolitifch dankenswert; und darauf allein kam es Ihnenan." Daß die deutfchen Silberverkäufe in der Tat durch=aus nicht allein für die Silberentwertung entfcheidendgewefen find, läßt die fpätere Entwiddung deutlich er=kennen. Denn der Silberpreis fank nach der im Jahr 1879erfolgten Einteilung der Silberverkäufe weit fchneller alsvorher. Er war 1880 um 13 Vs'Yo niedriger als 1871, da=gegen 1892 um 24% und 1894 um über 45% niedrigerals 1880. Da in der Zeit von 1879 bis 1892 die inter=nationale Währungsverfaffung keine weitere Änderung zuUngunften des Silbers erfahren hatte, mußte die währenddiefer Zeit erfolgte Senkung des Silberpreifes um 24% in der
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