mit der Rentenmark erfolgreich durchgeführte Zwifchen=löfung nicht früher als im November 1923 hätte verflichtwerden können. Denn diefe Erklärung nimmt ihre Be=gründung lediglich aus den tatfächlichen Vorgängen undMaßnahmen der Regierung, ohne zu unterfuchen, ob nichtgewiffe Fehler und Unterlaffungen hätten vermieden werdenkönnen. Das ift durchaus verftändlich. Aufgabe desHiflorikers aber ift es, diefe wichtige Frage zu klären.Denn die Allgemeinheit hat ein Recht, darüber unterrichtetzu werden angefichts der fchwerwiegenden Bedeutung jederauch noch fo kleinen Verzögerung für Land und Volk.
Die Folgen der Verfchleppung find verheerend gewefen.Brachte doch jede, noch fo kurze Verzögerung in der Durch=führung den Befhjern von Anfprüchen in Papiermark geradein jener kritifchen Zeit unermeßliche Verlufte. Bedeutetedoch jeder Tag die Vernichtung zahllofer Exiflenzen. Inder Zeit vom 20. Auguft, dem Tage vor der Übergabe desHelfferichfchen Planes an das erfte Kabinett Strefemann,bis zum 20. November, dem Tage, an dem es gelang, denKurs zu ftabilifieren, ift der Wert der Papiermark voneinem Millionftel auf ein Billionftel ihres Goldwertes herab=gefunken. Für die großen Subftanzverlufte, die haupt=fächlich die erwerbstätigen Kreife der Bevölkerung damalserlitten haben und die das Betriebskapital der Unter=nehmungen völlig aufzuzehren drohten, find die Wochenvor der Stabilisierung entfcheidend gewefen. Das Mitglieddes Reichsbankdirektoriums, Geheimrat Dr. Friedrich, derallen Verhandlungen beiwohnte, fagt über die Ver=zögerung*): „Ganz anders fällt ins Gewicht, daß die inihrer Wirkung allerdings auch nicht fo ficher im voraus zubeurteilende Gründung der Rentenbank trotj der eifrigftenBemühungen Helfferichs fowie des damaligen Ernährungs=minifters Dr. Luther wochenlang verzögert wurde, — —und man kann wohl fagen, daß, wenn jene Verzögerung
*) „Vom alten zum neuen Bankgefet;". Bankarchiv, Jahrg. XXIV,Nr. 2 vom 15. Oktober 1924.
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