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(labiler Währung und im Zuftand der Geldentwertung.Jeder einzelne wird mir betätigen, daß man ein Geld, das(ich nicht entwertet, viel ruhiger und deshalb länger in derTafche behält, als ein Geld, mit dem man morgen wenigerkaufen kann, als heute. Vor dem Kriege haben wir inDeutfchland einen Umlauf an Zahlungsmitteln von etwafünf bis fechs Milliarden gehabt. In der erften November=Hälfte 1923 dagegen find, auch wenn man die ungeheuerenNotgeldmengen mitrechnet, gut achthundert Millionen MarkZahlungsmittel, beidemal in Gold gefprochen, im Umlaufgewefen. So war es klar, daß bei der Stabiliflerung derZahlungsmittelbedarf fich felbfttätig erheblich vermehrenmußte; diefe Vermehrung mußte allmählich eintreten mit demallmählich wadifenden Vertrauen zu dem neuen Zahlungs=mittel. Hier war alfo fozufagen eiii Loch, in das ohnejede neue Inflation v/eitere Zahlungsmittel hineingefchobenwerden konnten. Auf diefes Loch gründete fich derdem Reich vorbehaltene Kredit. Das gilt freilich nur für900 Millionen Mark, da die weiteren 300 Millionen dazu be=ftimmt waren, gegen Papiermarkbeträge, die im Umlaufwaren, ausgetaufcht zu werden, und alfo auf keinen Fallals Inflation wirken konnten." Über die Bedeutung desEinwandes einer neuen Inflation ifl nachträglich im Ham=burger „Wirtfchaftsdienft" ein wiffenfchaftlicher Streit aus=getragen worden. Aber — es muß leider gefagt werden —da wo es am meiften darauf ankam, nämlich bei demStreben, einen Weg zur Rettung aus der Not zu finden,hat die zünftige Nationalökonomie völlig verfagt.
Helfferich hat trotj des ihm wiederholt nahegelegtenAngebotes darauf verzichtet, fich felbft an die Spitje derRentenbank zu (teilen. Er ließ fich von dem richtigenGefühl leiten, daß dadurch feine Schöpfung in weitenKreifen der Bevölkerung mit dem Stigma einer Deutfdi=nationalen Parteibank belaflet worden wäre. Bei der partei=>politifchen Verhetzung in Deutfchland glaubte er alles ver=meiden zu follen, was möglicherweife der willigen Aufnahmedes „Helfferich=Geldes" abträglich hätte werden können.
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