Die unvornehme Art des politifchen Kampfes gegenHelfferich ift vom Grafen von Weftarp treffend charakteri=jiert worden*): „Diefer Kampf ift in ganz befonders hohemMaße in denjenigen Formen und Methoden geführt worden,die infolge der Not und Krankheit der Zeit vielfach, jedesletzten Reftes an äfthetifchem Reiz, aber auch an Rückfichtaufgerechte und fittliche Würdigung des Gegners entkleidetworden find und ein objektives Urteil kaum noch auf=kommen laffen." Das gilt befonders für den Streit um dieRentenmark, der — wie Graf Weftarp weiter hervorhebt —all die unfchönen Züge aufweift, wie fie der Maffenagitationund dem Wahlkampf nun einmal eigen find. Die zahlreichenVerunglimpfungen und Verleumdungen, denen Helfferichausgefegt war, find zum Teil fo maßlos und gefchmacklos,fie ftehen fo offenfichtlich unter dem Einfluß parteipolitifcherGehäffigkeit, daß fie es nidit verdienen, hier im einzelnenerwähnt zu werden. Dadurch würde ihnen nur eine Be=deutung beigemeffen, die ihnen nicht zukommt.
Für das Bejtreben, die Leiftung Helfferichs zu ver=kleinern, ift befonders bezeichnend eine Äußerung Strefe=manns, in der er die Umkehr vom Papierdruck zur Sta=bilifierung als „eine wirklich große Tat" für feine Regierungin Anfpruch nahm, während er für Helfferich nur die magere„dankbare Anerkennung" fand, „daß er — obwohl zurOppofition gehörend — fleh praktifch an der Löfung derFrage beteiligt habe"**). Die Wahrheit ift, daß niemandanders als Helfferich die Löfung gefunden hat und daßer feinen Plan trotj der Gegnerfchaft des wichtigften Ver=treters der Regierung, nämlich des Finanzminifters Hilfer=ding und troij des paffiven und lauen Verhaltens desReichskanzlers Strefemann dennoch durchgefetjt hat. Daßdies erft fo fpät der Fall war, daran war nicht Helfferich,fondern die Regierung fchuld. Das wird jeder feftftellenmüffen, der die Anteilnahme Helfferichs an der Schaffung
*) „Helfferich, Reichstagsreden 1922—1924". Berlin 1925 S. 7.**) Rede in Elberfeld , vgl. Kölnifdie Zeitung vom 18. Februar 1924.
125