X
Vorwort.
DaS mnthmaßliche Jahr der ersten Anwendung beweglicher Typen 1440 wurde ein Jubeljahrfür die ganze gebildete Menschheit. Jedes Jahrhundert feierte nach seiner Art das Andenken des großenMannes. Arnold von Bürgcl, selbst ausübender Typograph, der längere Zeit als Correetor gewirkthatte, besang im sechszehnten, wie M'Creery im neunzehnten die ewig junge Kunst durch ein LneomionclluIonFra^uiae.
DaS erste Jubelfest wurde im Jahre 1540 am 24. Jnnius, am Tage des LichtverkündersJohannis des TauferS, vor allen deutschen Starten hauptsächlich in Witteuberg, der bescheidenen HochschuleSachsens, von wo nur wenige Jahre zuvor die Kirchenresorm, von der Presse begünstigt, ausgegangen war,von den damaligen fünf Buchdruckern: Hans Lufst, Georg Rhaw , Peter Scitz, Michael Lother und HansKraft nebst ihren Gehülfen nnd Freunden in stiller Beschauung gefeiert. Sie hatten nach Angäbe desEölner Chronisten das Jahr 1440 als dasjenige der Erfindung angenommen uud zur Begehung desFestes neben der Berücksichtigung des Umstandes, daß 1440 gerade zwischen dem Jahre der erstenVersuche 1430 und dem Erscheinen der ersten Druckgcgenstände an Abcdarien, Donaten und dergleichen(1420) steht, aus drei Gründen den St. Johannistag gewählt: einmal, weil er von alten Zeiten herallen Deutschen besonders heilig war und in die schönste Jahreszeit der Sommer- Sonnenwende fällt; zweitens,weil er nicht nur Gntenberg's, sondern auch Fust's Namenstag ist, und drittens, weil das Evangeliumdieses Tages (LucaS I, 13. 63. 64.) gleichsam prophetisch die kommende Wohlthat verkündet.
Gerade dieser längste Tag des Jahres, wo das Sonnenlicht am hellsten strahlt, erschienmit Recht als der passendste Festtag dcS geistigen Lichtes. Er mnßte in seiner Symbolik höhereGefühle anregen, die Erinnerung an Gutenberg wecken, znr Nacheiferung crmuntern uud zu einerMenge passender Lobreden auf den Helden des Festes und auf die universal-historischen Folgen seinerKunst Veranlassung geben.
Bei der zweiten Säcularfeier im Jahre 1640 war der Enthusiasmus gestiegen. DaSFest wurde schon in mehreren Städten unseres Vaterlandes, besonders in Leipzig, Hamburg , Witteuberg,Dresden, Jena, Brcslau und Straßburg gefeiert, in letzterer jedoch nicht am Johannistage, sondernam 18. und 25. -August und am 1. September an drei nacheinander folgenden Dienstagen. Die traurigenVerhältnisse, welche der 30jährigc Krieg in seinein Gefolge führte, hatten auffallender Weise geradein derjenigen Stadt, wo dereinst die Wiege der jungen Kunst stand, die Schwingen der Begeisterunggelähmt. Still und prnnklos begingen die Zunftgenossen das Fest durch Aufnahmen in die Kunst-Innungnach dem jetzt veralteten Brauchthumc des Postulats, wobei die Cor nuten gute Lehren empfingen.
Das dritte Jubeljahr 1740 erregte eine fast allgemeine Theilnahme durch ganz Europa .Ein hochbegabter aufgeklärter Fürst, Freund des LichteS, war so eben auf den Thron eines dermächtigsten deutschen Reiche gestiegen und hatte einer neuern lichtvolleren Zeit die Pforten geöffnet.DaS JohanniSfest jenes Jahres war ein Tag des Jubels und der Freude und wurde in allen größeren