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Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
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Einleitung.

endlich die Bewcrkstelligung des Drückens selbst.Die Druckform kann auf dreierlei Art entstehen:entweder wird die Schrift dergestalt verkehrt inHolz geschnitten, daß sie in der Ebene der Holz-tafel stehen bleibt und die Zwischenräume ausgcticftwerden, oder sie wird ans einzelnen, nach demselbenPrineiv geformten Bnchstabcnstenipeln (Lettern)zusammengesetzt, gleichviel ob letztere auS Holz oderMetall bestehen, oder werden endlich die richtiggesetzten Metall-Charaktere mittelst des Abklatschens(Ll!<-I>es) zu einer einzigen Platte umgebildet undsomit durch die Stereotypie das ganze Versahrenauf die ursprüngliche Einfachheit zurückgeführt, vonder aller Druck ausgegangen.

Eine ausführliche Beschreibung der verschiede-nen Methoden des Stereotypirens und Abklatschenswird iu der dritten Abtheilung dieses Werkes, wovon der Technik der Typographie die Rede ist,mitgetheilt werden.

Die Typographie (Bnchdrnckcrkunst) ist wiedie Xylographie (Holzschneidekunst), Chalko-graphie (Knpferstechknnst) und Lithographie(Steindrnckerei) im Wesentlichen nur durch dieverschiedene Beschaffenheit und Einrichtung derDrncksorm verschieden und verdankt, so wie diegenannten Schwestern, ihre Entstehung dem Be-dürfnisse, Schrift oder Bild durch Farbdruck zuvervielfältigen. Hier darf vor Allem der Unter-schied zwischen Farbdruck und trockenem Abdruckuicht außer Acht gelassen werden. Letzterer be-zeichnet den Abdruck eines erhabenen Körpers ineinem weicheren, von dem durch die Natur gebo-tenen Fnßstapsen der Menschen uud Thiere imSchlamme oder Sande bis zu der kunstmäßig ent-weder erhaben oder vertieft ausgearbeiteten Formund deren Abdruck iu eine weichere Masse, so daßder in der Form vertiefte Gegenstand im Abdruckerhaben, der erhabene dagegen vertieft zum Vor-schein kommt. Ein solches Druckverfahren beiTöpferzeichen, Münzstempcln, Gemmen, Sie-geln u. s. w. ist uralt, war fast von Anbeginnalten civilisirten Völkern bekannt, und obgleich mitersterem nahe verwandt, doch, als ausschließlich derPlastik angehörend, nicht geeignet, hier zur Ent-scheidung der Frage mitzuwirken.

Der Farbdruck dagegen, wie schon der Nameandeutet, wird hervorgebracht, wenn eine mitirgend einer beliebigen Farbe benetzte Form auf einebenes Material, sei dies nun Stein, Holz, Per-gament oder Papier, abgedruckt wird. Diese Formkann nun eine doppelte sein, entweder daß einedarauf geschuittene oder gezeichnete Darstellung,bestehe diese nun in einem Bilde oder in Schrift,entweder vertieft oder erhaben sich zeigt. Doch isthier die Darstellung nur eine lincarische auf ebenerFläche, nicht aber, wie bei dem trockenen Abdruck,eine halbrunde oder je nach dem Schnitt in belie-biger Körperform bald über, bald unter der Ober-flache der Ebene eingegrabene.

Xylographische und typographische Produeteentstehen, wenn die Linien und Theile der Zeich-nung oder Schrift erhaben über die Ebene undForm dergestalt heraustreten, daß alles dasjenigedes Materials, was als weißer Grnnd oder leererZwischenraum erscheinen soll, bis auf eine gewisseTiefe hinweggenommen ist.

Der Kupfer- und Stahlstich dagegen stellt dieGegenstände in die Platte eingegraben gleichsamunter der ebenen Oberfläche der Form dar. Damitnun die zu bedruckende Fläche den Abdruck der Farbegleichmäßig aufnehme und dem Auge wiedergebe,mnß auch in der Form das Dargestellte in eineruud derselben ebenen Fläche liegen.

In dieser technischen Abweichung ist der Unter-schied zwischen Tafel- und Letterndrnck begründet.Ersterer wird durch Formen oder Platten hervor-gebracht, die aus Stein, Holz oder Metall bestehen,wie bei der Lithographie, Xylographie uud Chalko-graphic; letzterer aber durch einzelne erhabene Buch-stabcnstempel (Lettern), welche mittelst Schraubenuud Nicgcl oder Kcilrahmcn in eine Druckformkünstlich zusammengesetzt sind, wie bei der Typo-graphie.

Ist Kunst im Allgemeinen die Geschicklichkeiteines vernünftigen Wesens, sich im Augenblicke desBedürfnisses der mancherlei Regeln, welche dieAnSübung derselben bedingen, bewußt zu werdenuud demgemäß zu handeln, müssen also Idee undAusführung sich gegenseitig bedingen, um einKunstvroduct zu liefern: so ist Bnchdruckerkunst im