Print 
Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Place and Date of Creation
Page
5
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image
 
  

Einleitung.

5

weitesten Sinne zwar die Fertigkeit, der Idee einesBuches materielle Formen zn verleihen, und dieseskann sowol durch ganze Tafeln, wie bei den Chine-sen, oder durch bewegliche Typen, wie bei denEuropäern geschehen. Nach Erwägung dieser kur-zen, über die Technik deS Druckversahrens im All-gemeinen vorausgeschickten Notizen aber wird eseinleuchten, daß man unter Bnchdruckcrkuust imeigentlichen Sinne nicht die Vervielfältigung vonBildern und Schriften aus festen Holz- oder Me-talltaseln, die allerdings schon sehr frühzeitig vor-handen war, sondern die Verwirklichung des solge-reichen Gedankens verstehen müsse:mit einzelnenbeweglichen Buchstaben Worte, Zeilen und ganzeSeiten zusammen zu setzen und das Bild der Idee,die Frucht des Nachdenkens, ans dem Papiere fest-zuhalten und die wohlgeordneten Gcistcswerke inBüchern der Nachwelt zu überliesern."

Fragt man nun: zu welcher Zeit und an wel-chem Orte entsprang dieser schöpferische Gedanke,dessen Wirkung in kurzer Zeit so riesengroß warund dessen Folgen schon jetzt unberechenbar sind,zuerst iu dem Geiste eines Menschen? ''o führt uusdie historische Forschung iu das sunfzehnte Jahr-hundert an die Ufer des Rheins und deutet auf dieStädte Straßburg und Mainz , von denenletztere schon im früheren Mittelaltcr den BeinamendieGoldene" (^.»rea Aloxnntlk) in ihrem Siegelführte, und ans ihren Mitbürger, den einfach großenPatricier Henne (Johann) Gensfleiscb, der nachdem Erbtheile seiner Mutter Elfe (Elisabeth) zumGutenberge allgemein unter dem Namen Guten-berg " bekannt ist.

Mainz ist der classische Punkt in unsermschönen Vatcrlandc, auS dem unter Winfried demWohlthater (Bonifacius ) die heilige Lehre unsersGlaubens, und unter Arnold Waldpod (Waldbott)dnrch Stiftung des großen rheinischen StädtebuudcsSicherheit und Wohlstand über Deutschlands Gauenund 1440 durch Johann Gutenberg und PeterSchöffcr aus Gernsheim ein neues Licht über dieganze Welt ausging.

Jene tausendmal ausgestellte uud tausendmal iuSchriften aller Zungen nacherzählte Ansicht, alshaben die Chinesen schon vor Jahrtausenden die

Bnchdruckerkuust erfunden, verschwindet vor demweiter oben mitgetheilten Begriffe von dem Wesender Typographie. Uebrigens kommen nach Abel-Re'musat, dem kompetentesten Richter in dieserSache, die ersten mit Holztaseln gedruckten Bücherbei den Chinesen erst im zehnten Jahrhundert vor.Nichts destowcniger kann, so wenig es anch euro-paischer Eitelkeit jenem oft verlachten uud geistigauscheiucud verknöcherten Volke gegenüber zusagenmag, den Bewohnern des himmlischen Reichs diePriorität des Holztafeldruckes, sowie in vielen an-dern der wichtigsten Erfindungen, als Coinpaß,Schiesipulvcr, Papiergeld u. s. w., der Vorrangeingeräumt werden. Ueber das Letztere siehe Klap-roth'S interessante Abhandlung im^ourmvl i^ntti-cjus« 1S22. I. 25L.

Nur der, welcher den Gedanken, mit beweg-lichen Einzelbuchstaben Bücher zusammen zu setzen,zuerst erfaßte, ist der Unsterblichkeit ganz und sowerth, daß kein anderes Verdienst würdiger der-selben erscheint, kein anderer Rnhin den scinigenüberstrahlt und kein Name mit größcrem Rechtennter den gefeiertesten Namen der größten Männeraller Zeiten glänzt. Jenes in sich abgeschlosseneStereotypvolk druckt noch heut zu Tage, wie vortausend Jahren, seine Schriften nicht in einzelnenBuchstaben, sondern in Zeichen ganzer Wörter,die aus Holztafeln eingefchnittcn werden.

Es ist in der That auffallend, daß sich schonbei den frühesten Völkern des Alterthums Spu-ren zeigen, welche die Erfindung dieser Kunst sehrnahe legten. Schon die Assyrer uud Babylonicrtrugen Siegelringe, welche sie nach Hcrodot VIl, 69.SPy^F«; nannten. Sie waren meist mit kostba-ren Steinen geschmückt, in welche man einen Kopsoder ein Sinnbild oder einen Namenszug vertiefteinschnitt. Anch in den ägyptischen Grabgewölbenfindet man häufig ähnliche Ringe von I^->i>is I^-»?»!!,Carneol, Sardonyr oder von jener porzellanartigenMasse, aus welcher die unzähligen, den Mumienbeigegcbcnen Skarabäcn und Götzenbilder gemachtwurden. Diese Ringe gaben in der Folgezeit Anlaßzur Anfertigung von großen Siegeln uud Petschaf-ten. Schon die Alten verstanden die Knust, Na-menSunterschristcn mittelst eiuer Patrone oder eines