Druckschrift 
Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Entstehung
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Hol)taseldrucke im Allgemeinen.

/N^^fie xylographischen Druckvenkmäler, diese<Al>^) mögen in Büchern mit Bildern ohneSchrift, oder in Büchern mit Bildern und Schriftoder endlich aus bloßem Terte bestehen, überschreitenkaum die Zahl von ungefähr dreißig verschiedenenWerken, theils geistlichen, theils weltlichen Inhalts,die ihrem Umfange nach nur selten 50 bedruckteSeiten enthalten. Die meisten derselben sind inklein Folio und anopistographisch, daS ist, nurauf der einen Seite jedes Blattes gedruckt. Zweisolcher Blatter wurdeu alsdann mit dem Rücken aneinander geleimt, so daß sie mir ein Blatt bildeten.

Die frühesten Drucke sowol der einzelnen Bilder,als der Tert- oder Bilderbücher wurden nicht miteiner Presse, sondern, wie cS noch zum Theil beiden Kartenmachern der Brauch ist, mittelst desReibers bewerkstelligt. Dieser Umstand aus derWiegenperiode der Kunst verdient wegen der dar-aus zu eutuchmeudeu Folgeruugeu Beachtung. DasVerfahren jener Erstlingsversuche war folgendes:Man legte das befeuchtete Papier auf die mit einerleichten Erdfarbe, spater mit einer aus Lampen-ruß und Oel gemischten Druckerschwärze bestrichcneForm und fnhr auf der Rückseite des Blattes mit-telst eines sehr straff mit Pserdchaaren und Sahl-leisten ausgestopften Ledcrballens (Reibers) mitgroßer Kraft hin und her, wodurch die Umrisse derFiguren und Buchstaben sich tief in das Papier ein-drückten. Die dadurch entstandene Glätte, verbundenmit den theilweisen Erhabenheiten machten daS Ab-drucken auf der Rückseite des Papiers unmöglich.

Das älteste, mit einer Jahrzahl bezeichneteDruckdenkmal dieser Art ist der h. Christoph, wel-chen der berühmte Kunsthistoriker v. Heinecken inder Mitte des vorigen Jahrhunderts in der Biblio-thek der ehemaligen Karthause Burhcim bei Mcm-mingen, auf die Juscite der hintern Decke einerHandschrift vom Jahre 1417 (l.-ms V!rx!n!«" be-titelt) geklebt aufgefunden hat, jetzt eine Zierde derLord Spencer'schen Bibliothek zu Althorp. Dieganze Aufschrift des Codcr lautet: Zl,!l>er iste

Virgin!« intltulatus continet leetione» m^tiilinale»aeeomcxlatas okkcio L. V. i>I»r!ke zier slngulos !>nnlllies, ijims lzuill-lin lüartusianus ^non^. n<I volnn-tkteiu et r-etitionem V. IVlein>ikr<li <1e k^ovk Oomoelecti l'rilleMini ex 8. K. ?. Uomüüs compor-

tavit." Dieses Manuscript verehrte laut einergleichzeitigen Aufschrift dem Kloster Frau Anna,Tochter des Frciherrn von Gundclfingcn, Stifts-dame zu Vuchau.

Unter dem h. Christoph, welcher das Jesuskinddurch das Meer tragt, liefet man die Worte:Cristofori fuciem die quacumq; tneris

Illa nempe die maln mortc »on morieris.

Miiiesinw CCCC°FA'° tercio." (1423.)daS ist:

An welchem Tage Dn Christoph's Antlitz be-schauest, an demselben Tage wirst Du nicht einesbösen Todes sterben. Im Jahre Eintausend Vier-hundert zwanzig und drei."

Mehr oder weniger getreue Facsimiles diesesmerkwürdigen Documentö lieferten v. Murr im