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Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Entstehung
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Solztalrldrnmc im Allgemeinen.

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Heiligen Bernhardin" mit der Jahr-zahl 1454, einem die sogenannte geschrotene Arbeitnachahmenden Holzschnitte, früher in Van Praet'sBesitz, und jetzt wohl in der unvergleichlichen PariserSammlung? Unter dem Bilde stehet ein lateini-sches Gebet:

<O Splcndor. pudicicie. zelntor. paupertatis.amator innoccneie. rultor virginitatis. initiatorsapicncie. protector vrritntis. ante thronum fulgi-dum ctcrnc. magcstatis. parn nobis donnm. divinexietatis. amen. ^ A (1454)."

Ans der spiegelartigen Nnndscheibe, welche derHeilige in der rechten Hand halt, ist das Zeichen

^^«H (Ihcsus). Ans dem Spruchbande über

dem Kopfe lieset man->)hs. sempcr. sit in oremeoz" In dem aufgeschlagenen Buche:nivc legeÄulcc" (nnmen). Auf einem mitten durch denKörper gehenden Bande:Sancty linardin-,."

Ein Facsimile dieses merkwürdigen Alterthumsin geschrotener Manier, wo der Tert weiß aufschwarzem Grunde erscheint, liefert Dibdin in sei-ner L!I<I!ogr»^Iiical l'vur II, 515. Bei den unda-tirten ältesten, mit dem Neibcr gedruckten einzelnenHolzschnittbildcrn wie z. B.der h. Brigitta" inder Sammlung Lord Spencer's, welches Ottley(Seite 86-100. wo auch ein Facsimile) für einErzeugnis) der Niederlande und zwar für nicht jün-ger als von 13S0-1440 halt, und das doch laut derInschrift:S. Urigita bit Got fir uns" offenbaroberdeutschen Ursprungs ist (indem es in der nie-derländischen Sprache des 15. Jahrhunderts heißenmüßte:S. Urigita Ind god iwor ons" ) giebt cSwegen der UnVollkommenheit der Zeichnung und desStichs keiu sicheres Kennzeichen, ob sie der erstenoder zweiten Hälfte dcs fünfzehnten Jahrhundertsangehören. Die Lander, in welchen die meistenderselben gefunden werden, sind die Niederlande ,die Nheingegenden, Franken und Schwaben.

Die Erhaltung von Wiegendrucken dieser Artverdanken wir lediglich der Sitte der alten Buch-binder, die hausig zugleich auch Bricfdrucker waren,die innern Seiten der Bücherdeckel mit Bildern zubekleben, oder aus vielen schichtenweise über ein-ander geleimten einzelnen Blattern eine Art Pappe

zum Bande der Bücher zu verfertigen, wie Letzteresz. B. bei der vou S. W. Singer in seinem WerkeHistoi-^ ok?Iil)ing C-lr-I»" Seite 172 mitgetheiltendeutschen Holzschnittkarte, so wie bei dem Nagler'-schen Eremplare im Berliner Museum der Fall war.

So viel als vorlaufige Bemerkung von denHeiligenbildern auf einzelnen Blattern, deren nochviele bekannt sind und dereinst vielleicht sich nochmehre auffinden lassen. Einige der bedeutendstenwerden wir am Schlüsse der Holztafeldrucke nam-haft machen. Die darunter angebrachten Rainenund Gebete sind offenbar die ersten Elemente dcsBücherdrnckS. Um die Buchdruckerei mit ganzenHolztafcln daraus zu gestalte», war blos der Eut-schluß nöthig, die Bildcrdarstcllung fallen zu lassen,oder daS Bild als Vignette beizubehalten, wie diesbei den holländischen und deutschen Druckern spä-terhin wirklich der Fall war, und die Gebete, diebis dahin Nebensache waren, zur Hauptsache umzu-gestalten und in andere längere Schriftterte zu ver-wandeln.

Die Holztafcldrncke theilen sich in drei Classen:^. Bücher mit bloßem Tert,L. Bücher mit Bilvern ohne Schrift,L. Bücher mit Bildern und Schrift.Die ersteren waren meist ABCdarien und Ele-mentar-Schulbücher zum Unterrichte in der latei-nischen Sprache. Eines der bekanntesten mit Holz-tafeln gedruckten Werke dieser Art ist der Donat,ein Auszug aus der größereu Sprachlehre dcs altenrömischen Grammatikers AclinS Donatnö, Lehrersdes h. HieronhmuS, der um die Mitte des viertenJahrhunderts blühetc. An dem Drucke dieser inFragen uud Antworten verfaßten Auszüge der achtTheile der Rede versuchte sich vielfältig und iu fastallen Ländern die beginnende Kunst, denn es waruud blieb der Donat das ganze Mittclalter hindurchdas beliebteste Schulbuch. Die ältesten Druckver-suche dieses Buches fanden mit Holztafeln in Hol-land und wahrscheinlich in Hartem schon vor 1440statt. Den holländischen Briefdrnckcrn folgten sehrbald die flandrischen und wendeten das Verfahren

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