Druckschrift 
Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Entstehung
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7,^

Die zch» Gebote Gottes.

Lieber darstellt, spricht:Veni doccbo te Paternostcr." lieber Beiden stehet:Lrercitiü superPater nostcr." Hierauf folgen vier Zeilen Tcrt,in welchem gesagt wird, daß die Figur, welche denName»Oeiiet" tragt, deshalb mit Flügeln darge-stellt sei, um die Freiheit des Betenden darzustellen,daß die Weiße Farbe ihres Kleides die Reinheit desHcrzenS nnd die am Gürtel Hangenden Täfelchcndie Aufmerksamkeit andeuten sollen. Auf demzweiten Bilde siehet man znr Rechten den himm-lischen Bater, der spricht:Pctitc et accipictis")sein Sohn JesuS EhristnS tnieet vor ihm nnd sagt:Pntcr Sliiictc pro eis rogo"; im Hintergrnndeder Fratcr nnd Grntio ebenfalls kniecnd mit demSpruchzeddcl:Patcr »ostcr oui es." Das Ganzehat die Überschrift:Pater noster qui es."Die dritte Tafel stellt Gott Vater auf dem Thronedar mit der Inschrift:Adhuc sustincte modicütepus doncc implentur mnnerus frntrü ucotro-rum." Unter demselben mehre Personen, welche Snnetno - Sanctus - Sanctus " anSrnfen. ZurRechten die h. Inugfrau, welche ihm eine Kronedarreicht, nm damit die Gemahlin seines SohneS,die Kirche, zn krönen, welche am Fnße des himm-lischen Throne? knieet. Hinter der Maria erblicktman eine andere Figur, dietreue Seele"; zurLinken drei Engel, ganz unten den Bruder unddas Gebet mit dem Sprnchzeddel:In relis snn-ctificctur uomeil tuum", welche Worte zugleichwieder die Ueberscbrist deS Ganzen ausmachen,dann vier Zeilen erklärenden Tertes.

Die Schilderung dieser drei Blatter mag genü-gen, um von diesem so höchst interessanten und nochfast ganz unbekannten Tafeldrucke eine Vorstellungzu erlangen. Eine vollständige Beschreibung findetman inOe I^a 8erna-Zantanüec, VIetionnaIceI>il>IIogr!>n>>!cjue" et«. II. x. 402-407. Sieheferner Tani, IZnczclop. Vol. II. ?. VI. x. 185. undHart>vell Ilorno, Introiluction Vol. II. ^i^end. vn.k?o. 5.

XXI

DieZehn Pott für die ungelerntelcnt." Zehn nur ans einer Seite gedruckte

Blatter, zum aneinander Leimen , je zwei und zweimit den gegenüber stehenden leeren Seiten, so daßein vollständiges Eremplar vier Doppelblatter undvorn und hinten ein einfaches Blatt zahlt. DieGebote werden durch Figuren sinnbildlich dargestellt,z. B. die Trägheit durch einen Esel, neben demLangohr sitzt ein Mönch, der einen Baner absolvirt.Jedem derselben ist eine Blattscite gewidmet, so daßein complettes Werk auch zehn Holzschnittbilder hat.Ausfallend ist eS, daß das Gebot:Du sollst nichtUnkcuschheit treiben" hier nicht die sechste, sonderndie siebente Stelle einnimmt. Ein anderer Tcrt,als der von den Figuren ausgehet, ist nicht vor-handen. Das einzige bis jetzt bekannte Eremplardieser Ausgabe wird in der Universitätsbibliothekzu Heidelberg aufbewahrt. Die Größe dieses mitdoppelten EinsassnngSlinicn, wovon die äußerestarker als die innere, versehenen XylographischenProdnctS betragt 7 Zoll 10 Lin. in der Höhe und5 Zoll 8 Lin. in der Breite.

Eine andere Ausgabe, welche v. Aretin imKloster Tegernsee aufgesunden und in seinen Vei-tragen (I, ir, 69.) nur ganz kurz angeführt hat,bestehet aus sechs auf beiden Seiten bedrucktenBlättern mit den Nummern I. bis X. bezeichnet,und mit eingedrucktem Te.rte, mit Vorstellungen,wie der Teufel den Menschen zur Ucbcrtretung derGebote zu verführen sucht. Das erste Blatt ent-halt folgende Legenden:

Hon habcbis deos nlios Erodi rr."

Du solt anbeten einen Zot alz herPir geboten hat."Der Teufel spricht:

Was hostu gonmn tzu schaffenlos beten monchc vnd pfaffcn."Diese Ausgabe scheint von derjenigen zu Heidelberg ganz verschieden und mit den von Aretin a. a. O.gleichfalls erwähntenFünf Sinn" und denSieben Todsünden " in einen Tractat ver-einigt gewesen zu sein. Zum größten Bedauernder gelehrten Welt ist aber dieses Kleinod ganzlichverschwunden, und in München , wo alle übrigein den bäuerischen Klöstern aufgefundene Xylo-graphische Bücher sorgfältig ansbcwahrt werden,keine Spur mehr davon zn finden. Ein großer