Druckschrift 
Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Entstehung
Seite
58
Einzelbild herunterladen
 
  

58

Dir zehn Gebote i» Veimen. Alphabet von Anfangsbuchstaben.

XXIX

Diezehn Gebote in Reimen." Eineinziges Blatt in groß Folio, Moses hinter denGesetzestafeln darstellend, wie er mit dem Zeige-finger der rechten Hand ans das erste Gebot hin-zcigt, wahrend er mit der Linken die zweite Taselhalt. Die Figur des Gesetzgebers ist durch letzterefast ganz verdeckt. Ans einein Querbalken unterden Strahlenhörncrn seines HaupteS stehen in fast1 Zoll hohen Missalbuchstaben die Worte:i.)"lt.die gepot. Gepeut dir got." Unter dem Bartelieset man anfeinem Brustläfelchenmoises", dichtdarunter auf einer Bandrolle:Wer will eingien in das ewig leben spricht got

Per soll hie ganz behalten diese zwey gebot.

Von zehen Worten do mit gnntz ein.

Die zehen gepot beschlossen sein."Anf der rechten Tafel mit der Ueberschrift.-Daserst" sind folgende fünf Gebote eingefchnitten:Fieb hoste und glaube nn einen got.

Den Anbei v»d halte seine gebot.

V o t des noinen hab allezeit in eren.Vicht »nntzliche» solt du bey im schweren.Deinen s>ncrt»g heickig flel,ss'iglil,'ch.Got zu lob mit »»dacht demiitiglilich.Kern die dir vorsten und die di'ch leren.Vater v»d mlltcr die solt du cren.tSenczlich behalt ni deiner gedccht.Viem»nt solt du todten wider recht."

Auf der linken Tafel, welche die Ueberschrift:

Das »»der" tragt:Vnd es sey d»n dein eli'ch w»n oder weich.Vicht milleiilche du i»lt lieniein andern trrich.Deinen gleichen den got ersch»ffen h»t »ls duVicht ni'me lin sein guet noch ere vurcehtlich.

V ech st e n durch lieb. g»b. fcnitschnst oder peni.Vicht solt du falscher zcng noch richter sein.Als zu milieuscheit oder zu nndern vnercn.Vicht solt du deines nechsten gein»hels begercn.Dich mensch mensch verlobe ich nicht also

spricht got.

"Nicht begere nnrechts guets. halt d/c gepot."

llnter der ersten Tafel, welche durch einen mitErelsteinen und Perlen eingelegten Nahmen ein-gefaßt ist:

Lieb got deinen herreu genczlich. Vmb sei» srlbsDarnm willen cntlich. Da er ist vnd pleibtewiglich.

Das allerhöchst g»t vnaußsprechlich."

Unter der zweiten gleich geschmückten Tafel:Fieb deinen nächsten »ls dich. Vmb gots willen.

Doruinb priidcrlich. Der in besch»ffcn underlost hat als dich.

Vnd berufst mit im zu lebe» ewiglich."Dieses höchst seltene xylographische Blatt befindetsich mit den gewöhnlichen Wasserfarben jener Zeitausgemalt iu der königlich sächsischen Galerie derKupferstiche und Handzeichnungen zu Dresden .Die in den Geboten in doppelt so großer als derübrige Tcrt geschnittenen Anfangsworte sind ab-wechselnd bald roth, bald grün colorirt.

XXX

Alphabet von Anfangsbuchstaben,welche aus menschlichen Figuren in denverschiedenartig st en Stel l ungc u z u -sammengesetzt sind." Wahrscheinlich dasWerk eines niederländischen oder französischen For-menschneiders aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.Weder v. Hciuecken, uoch Breitkopf, noch v. Murroder Meermcinn hatten Kenntniß davon. Dieswichtige Product der frühesten Druckversuche scheintselbst dem Kennerblicke cincS Dvnce entgangen zusein, obwol das einzige bis setzt bekannte Eremplarin der Bibliothek deS britischen Museums sich be-findet. Die Höhe dieses aus 21 Blattern bestehen-den ABCVuches betragt 6 Zoll, die Breite 3» Zoll.An dem vollständigen Alphabete fehlen die Buch-staben S, T und V. Der Buchstabe A ist be-schädigt. Das Ganze ist auf sehr dickes Papierund in einem sehr blassen Sepiatone, der bald mehrins Gelbe, bald mehr ins Braune fällt, mit demNeiber gedruckt.

Die Arbeit gehört sowol in der Zeichnung alsiiii Holzschnitte zu dem Vollendetsten, was dieLiteratur der rj'lographischcu Druckreukmäler bisjetzt auszuweisen; ja man kann sogar behaupten,daß sie nicht nur alle Holztafeldrucke, sondern auchalle Holzschnitte vor 1500 oder bis auf Dürer