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Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Entstehung
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Verschiedene Ansichten über die Erfindung.

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Abbe Ghesgttiere widerlegte zwar die Ansichtdes Des Rochcs, stellte aber die Behauptung auf,man habe von 1445 an zn Brügge in FlandernBücherjetes en moule", worunterTaseldrncke"gemeint sind, wie z. B. das Voctrln-Ue " uud1,!ber tacetlsrum Cocons mores Iiomnnini" ver-kaust, uud nannte Jan dc Brit oder Jean Briton,welcher um 1450 lebte, als den ersten Drucker.Dieser Name findet sich aber in keiner einzigenUnterschrift eines BuchcS aus dem fünfzehntenJahrhunderte uud der gelehrte Van Pract hat hin-länglich nachgewiesen, daß Colard Mansion gegen1472 der Stifter des BücherdrnckS zu Brügge inFlandern war.

Ognibcne de Lonigo, nach dem Branche jenerZeit OmnibonnS Leoniccnns genannt, behauptet inder Vorrede zur Ausgabe des Quintilian von 1471,daß Nicolaus Jenson die Buchdruckerkunst im näm-lichen Jahre zu Venedig ersunden habe, nicht beach-tend, daß Johann von Speyer schon im Jahre 1469in jener berühmten Seestadt die seit dreißig Jahrenerfundene Kunst eingeführt hat. Das oft bespro-chene Werkvecor pnellarum. Ven. lensoii, 1461."gehört, da die Schlußschrift bekanntlich auf einemDruckfehler beruhet, dem Jahre 1471 an.

Die bekannten Schlußverse des Campanus,welche den meisten Ausgaben des Ulrich Hau,lateinisch: vd-Ui-icus <Z»IIus als Unterschrift bei-gesetzt sind:

^nsei' 1'ai^ej! cnstos ^ovl«, nn<le, ^»ott »>!s(?onstre>isres, <^!>IIus clecllllt, »Itor »liest176-lIiicns (ZüIIus, nv sniem posenntur in usum

D<locu!t sieimls n!I onns esse tu!s.Iinprlmlt i»s <I!e Quantum neu ser!d!t>ie iinno,sn^enio Iiaud nocens, vmnili v!nc!t bomo."gaben einigen Gelehrten zu der Meinuug Anlaß,als habe der Deutsche Ulrich Han anS Jngolstadt,nachmals Bürger von Wien , die Bnchdruckertunstzn Rom crsnnden.

Rmnus, Zwinger uud Paul Pater lassenJohann Müller aus Königsberg, Johannes Re-giomontanuS, die herrliche Kunst iu Nürnberg entdecken und berufen sich dabei auf die Tabellendes Mathematikers Penrbach, wo es aber blosheißt, jenes wohlthatige Gestirn sei zur Zeit des

NegiomontannS über dem Horizont ausgegangen.Paulus vou Prag , Versasser eiueS lateinischenGlossariums vom Jahre 1459, welches im Manu-skripte iu der Bibliothek zu Krakau aufbewahrtwird, ncuut bei dem ArtikelI^Itn-In^us" dieStadt Bambcrg als Wiege der Buchdruckerkunst.Franz Friedlieb oder FranciscuS Irenicns behauptetiu seinem Werke:IZxexeseos «Zei'mnniae, Ilt>. II.0»I>. 47." 1l->L- 1518. 5»!., die ersten Bücher seienin Rnssembnrg, einem Dorfe im Elsaß gedruckt,aber sogleich nach Mainz gebracht worden. Gil-bcrtuS Eognatns laßt in seinenSvlv.ie n-,rr»t!o-n»m." L-.sU. 1567. 8. p. 273. Peter Schöffer inAngSburg geboren werden uud ihn dort die Erfin-dung des Typcngusses machen. Peter Bienewitz oder Apianns sagt in seiner 1524 gedrucktenCoSmographic", daß die Buchdruckcrkunst imJahre 1453 zu Maiuz erfunden worden sei.Victorins macht in seinen Schriften, anS Mißvcr-standniß einer Stelle bei EraSmns, dcS Letzte-ren Freund und Zeitgenossen Dietrich GreSmnnd,

l'Iiecxloi'Icinn (ZiesimiNlllum anch oft nur 1'Iieo-

«loricmn IVIoLuntimim, zum Erfinder der Typo-graphie, die lange vor ihnen nicht nur erfundensondern anch ausgeübt worden war. MatthiasJuder, einer der frühesten Geschichtschreiber derunvergleichlichen Kuust, welcher schon 1566 einWerk nnter dem Titel: Oe t^noizi-ünlilae !nven-tlone et <le pineloruin legitim» insnectlone zuKopenhagen herausgab, bezeichnet Johanu Fust,Goldschmied zu Mainz , als Erfinder und nenntsowol Guteuberg als Schöffer seine Gehülseu.

AudreaS Niviuus in seiner:1Ie»!itomI>a I»»-<Inm et ^i»t!üium ol> Inventüm in tZermsniic !tl>I>!ncannls ce calcogrs^Inam . . . !mmo>!>t»" etc. 1<!ns.1640. 4. kämpft zwar sowol in Prosa als inVersen sür Mainz gegen Hartem, stimmt aberdem alten Matthias Juder bei und rühmt Faustals den eigentlichen Erfinder. Johann -Thurmayroder Aventinns schreibt im siebenten Buche seinerAimalcu die Ehre der Erfindung dem Johann Faust uud seinem Schwiegersöhne Peter Schöffer zu,nennt Gntcnbcrg als einen Arbeiter derselben undklagt ihn sogar an, deren Geheimniß in Deutsch-land verbreitet zn haben. EraSmns von Rotterdam