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Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Entstehung
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Verschiedene Ansichten über die Erfindung.

Dominico Manul nennt in seinem Werke:

Oellil piima ^>rom»I>;!>.ii(i>ie <Ie liliri in ^'il-eime>!»»v !«torien." I''Ireniie, ?. L. Vivisni, 1761. 4.den im Jahre 1412 geborncn Goldschmied BernardoEennini als Erfinder der Kunst, Buchstaben erha-ben in Stahl zu schneiden, um damit Schrift zu-sammen zu setzen und zu drucken. DieS Verfahrenhabe er um die nämliche Zeit, als Johannes Fnstzn Mainz die Buchdruckerkuust erfunden, seinenSöhnen Dominico nnd Pietro gelehrt. Ans dieseWeise sei daSLeben der h. Katharina von Siena "von 1471 nnd derVirgiliuS " mit dem Commcn-tare deS Servins von 1472 herausgegeben.

Nur in Bezug auf das letztgenannte Werk istdiese Nachricht begründet; das Erstere ging 1472durch die Predigermönche Dominico de Pistojannd Pietro de Pisa anS der Klosterdrnckerei zninh. Jakob von Nipoli zu Florenz hervor. DieUuterschrist nach der Vorrede dieses Werkes scheintden ganzen Irrthum der Ansicht Manni'ö durchfehlerhafte Auslegung hervorgebracht zn haben.

Keine Schlnßschrift der frühesten Druckwerkebeschreibt so offen und deutlich die ersten Wege derKnust, als dies bei der I^exeinta llell» mlr-chils Ver-xine deittii (^lmtei-iii-1 <Ie 8ie»!i der Fall ist, wo manliefet: t''i«ieMii>e VII. Illus I>?l)vemt>rls meeeei.xxi.1Zoi'tt!ii'<tuü Ceimlnu^ uurisex vmiilum j>i<Iie!o I»-!«:-Lt-uNi^^iinu^, et Oominleu-z e^'»^ lilius, exre-zine i»-«IvII^ ixlole^eeii« exj>res»!s ante eulllie eliar^etecibiiÄet <te!»<le tu.^I^ literlü volniiien !>»c j>>'Imum Im^ires-.<eiuut, das ist:mit stählernen vorher eingeschla-genen nnd nacbher gegossenen Buchstaben" gedruckt.Die Unterschrift deS Mainzer Eatholikon von 1460:mir» ^!>tr<u>!>n>»i tui'iiu>i'U»>>j»e e»neoi°<l!k proiior-tione !ic mottiilu Im^ressui; iit^ne eontectus, daS ist:durch bewunderungswürdige Uebereinstimmnng derPatronen nnd Formen sowol in ihren: Verhaltnisseals im Gusse" n. s. w. beschreibt das srüheste Druck-verfahren lange nicht so deutlich.

Giuseppe Vcruazza erklärt in seiner: I^ione»o^rii til Ktuiii^ii etc. t/ii^üiN'i, 1778. 8. das e»neilili>n ^Vur!i1>urxense welches ohne Angabedes Ortes, deS JahreS und TrnckerS in FolioherauSkaiu, sür daS älteste datirte Buch und beruftsich auf daS Zeugniß des ThcatinerS P. Pacciauti.

DaS älteste in Würzburg gedruckte Buch ist nachLudwig Hain, lispertorlmu didlioxrapliieum Vol. I.?->rs I. 533. das Lrevi-nlum llerbi^vlense'-

von Stephan Dold, Jeorius Ryser und JohannBekenhnb genannt Maintzer, 147S. in Folio.

Jean Des Noches setzt die Erfindung um einganzes Jahrhundert früher hinaus und schreibtdieselbe einem gewissen Ludwig van Vaekbecke inAntwerpen zn. Die Gründe für seine Behauptungnimmt er ans der Chronik von Brabant des Nico-laus ClericuS (?) vom Jahre 1318, welche anfängt:Dit Nocli wacrt begonnen noorwaerDa man screes Ihesus Chr'stus jaerPerthicn hondert achttien medeAt tc Antwerpen in die Siede."und unter andern Begebenheiten anch erzählt:In deser int stiert' menschelycDie goede Vedelurc FodewycDie de beste was die voor dienIn de werclt ije ums ghesienVan mnliene ende inetter hantVnn VnclbeKe in UrabnntAlso was hy ghenant.Kn was d' eerste di v»ntVan Stampien dir ManierenDie inen nogh hocrt nnticrcn."Demnach wäre die Buchdruckerkuust, sogar mitbeweglichen Lettern, schon im vierzehnten Jahr-hundertc erfunden worden, ohne darum allgemeinbekannt zn sein. Des NochcS, von Geburt einFranzose, verwechselte vas acht niederländischeWortStainvne", welches ein Getöse bedeutet,daS mau durch Stampfen mit dem Fnße hervor-bringt, mit dem italienischenStciin^ü" und demfranzösischenlZ«t->mi,e" und vergaß, daß hier,wo von einemVedelaere" das ist Fivler oderGeiger, in der Gesammtbedentung aber Musiker! überhaupt die Nede ist, nichts anders gemeint sein! kann, als daß jener Ludwig van Vaelbecke" dieKunst des Taktschlagens oder des TakttreteuS erfnn-dcn hat. Wäre dies nicht der Fall und wollte mandas WortStamvnen" mit der Idee des DruckenSin Verbindung bringen, so müßte offenbar derSchlußvers lauten:die man noch sieht han-tieren" statthört hantieren."