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Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Entstehung
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Erfindung der Schriftgießerei.

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imtem est Iilc Donstns et conke«sinn->>Ia ^>rlnnimom»ium anno 1450." So berichtet ?lngelus Nocchain seinemAnhang znr Vaticanischen Bibliothek,Rom , 1ö91." S. 410. Da nun die Bibliothekdes berühmten Druckers Aldus Manutius , in wel-cher AngelnS Roccha den Donat des AccursiuS sah,das Eigenthum der Akademie von Pisa gewordenist: so darf man die Hoffnung nicht aufgeben, daßdieses für die Geschichte der Typographie so wich-tige Document dort noch einmal aufgefunden wer-den könnte. Ein ahnliches vonkessiousle befandsich ehedem in der St. Genovevabibliothck zu Paris ,24 Seiten stark in 4., mit welchem ein Donat undNyder's Abhandlung >,<Is lepra morall", Paris ,Gering, 1479. 4. zusammengebunden war. Diesesso interessante Buch, welches Heinecken noch ge-sehen hat und worüber er in seinen Nachrichten vonKünstlern und Kunstsachcn ein anziehendes Bildentwirst, ist leider wahrend der ftanzösischen Revo-lution verschwunden, ohne bis jetzt wieder entdecktworden zu sein. Sowol Heinecken, als der gelehrteVorstand jener Bibliothek Abbe Mcrcier de St.Leger hielten dieses schätzbare Denkmal der erstenMainzer Presse wegen der Ungleichheit der Buch-staben und der Unvollkommcnhcit der Drucker-schwärze für ein mit beweglichen Holztypen ge-drucktes Erzeugnis?.

Ä.Douate" oder Auszüge aus der imMittelalter in fast allen Schulen eingeführtenGrammatik des Aelius Donatus , welche als einegute Vuchdruckcrfpeculation in unendlich vielenAusgaben zu Tage gefördert worden ist. Da aberin den Händen der Jugend selten ein Buch sichlange ganz erhält, so darf man sich nicht wundern,daß von diesem Schnlbuche nur Fragmente bisauf uns gekommen sind. Das einzige vollständigeEremplar aus der Mainzer Officin besitzt die könig-liche Bibliothek zn Paris . Unter den Donaten sinddie mit Holztafeln von den mit beweglichen Letternwohl zu unterscheiden. Von den letzteren gehörennur die Holztypendrucke in die allererste Epoche derErfindung der Buchdruckerkunst, die Drucke mitMetalltypcn vor und nach Schöffer's verbessertemGußverfahren aber in die folgenden Epochen, wo-von weiter unten die Rede sein wird.

Erfindung der Schriftgießerei.

Durch das Einschneidcn cineS SebriftterteS ineine Holztafel hatte man zwar das Mittel, densel-ben ohne weitere Arbeit, als das Abdrucken dieserfesten Form mittelst einer Farbe in beliebiger An-zahl zu vervielfältigen. Durch das Zerschneideneiner solchen Tafel oder durch bewegliche Holz-typcn überhaupt war die Möglichkeit gegeben, denSchrifttert wieder auseinander zn nehmen nnd mitden einzelnen Bestandtheilen desselben ohne weitereArbeit, als das Zusammenstellen der Buchstabe»,vielfältige Formen zu bilden, das heißt mit dennämlichen Typen immer andere Schrifttcrte inColumnen zusammenzusetzen. Wie mühsam aberuud zeitraubend das Schnitzen der einzelnen Buch-staben, wie schlecht und unscheinbar der Abdruckeines solchen aus Holztypen bestehenden Satzesmüsse gewesen sein, läßt sich leicht begreifen, wennman bedenkt, daß die Buchstaben, von denen jedereinzeln geschnitzt werden mnßte, sich nie einandervöllig gleich sein konnten nnd also keinen ganzgleichmäßigen Druck der Presse zuließen, wodurchdenn natürlicher Weise nicht nur die Schärfe desUmrisses beim Kopfe des Buchstabens durch einensogenannten Bart verwischt, sondern jeden Augen-blick einzelne Typen schadhaft wurden und fort-währende Nachhülfe nöthig machten. Es kam mmdarauf an, einen jeden Buchstaben des Alphabets,statt ihn so oft auS Holz zu schnitzen, nach einereinmaligen Schuitzung durch Metallgust zu verviel-fältigen, zumal da das Schnitzen aller erforder-lichen Typen aus Holz ebenso mühsam war, alslangsam von Statten ging und schon der Pressewegen der angehenden Knnst nicht geringe Hinder-nisse in den Weg legte. Der nächste Schritt warnatürlich der Versuch, statt die Lettern aus Holzzu schnitzen, dieselben nun in Metall zu schneiden.Da aber daS Schneiden der Metalltypen ans freierHand allzuviel Zeit erforderte und nächstdem die! Buchstaben wegen ihrer nothwendigen Ungleichheitnie ein richtiges Verhältniß zu einander bekamen,gerieth Gutenberg durch unausgesetztes Nachsinnenendlich auf den hochwichtigen Gedanken, statt dieBuchstaben in Holz oder in Metall zu schneiden,