Druckschrift 
Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Entstehung
Seite
125
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Das Psalterium von 1459. Des

Guillelmi Durandi Nationale Kc.

Täuschen treu nachgebildet ist und verhältuißmäßigdoch weit weniger kostete, war gar bald vergriffen.Es zeigte sich schon nach zwei Jahren eine neue Aus-gabe als dringendes Bedürfniß. Es erschien daherschon am 29. August 1429 das

Psalterium

in zweiter Auflage von 1459.

Ebenfalls ganz auf Pergament, mit den nämlichenInitialen uud den schön verzierten bunten Versal-buchstaben gleichwie mit den nämlichen größerenund kleineren Missaltypen, kurz ebenso prachtvollals die erste, nur in einem etwas größeren Formate,weil die Eremplare der ersten Auflage in den meistenKirchen für die hohen Lesepulte im Chöre zu kurzwareu. Die mit der größeren Typengattuug ge-druckten Seiten haben 23 Zeilen, jene mit der klei-neren dagegen 25 und 26. Auch die innere Ein-richtung ist verschieden; es folgen hier z. B. 150Psalmen nach der Ordnung der Bibel uud fülleumit dem sie begleitenden Hymnen und Gebeten dieersten 102 Blätter. Die noch übrigen 34 Blätter,denn diese zweite Auflage zählt deren im Ganzennur 136, enthalten die Vigilien, die Vesper unddie Gebete der vornehmsten Jahresseste, welchesämmtlich mit den kleinen Choraltypcu gedruckt sind.Die Seiten, wie die Zeilen sind länger als in derersten Auflage; man zählt auch nur 293 mit Holz-stöcken gedruckte Anfangsbuchstaben, deren sich inder ersten 306 befiudeu. Die Schlußschrist hat eben-falls einige Veränderungen, z. B. ist der Druck-fehlerspalmorum" vermieden; statt der Worte:ad ruscbiam Dci industricest consuminatus" etc.steht:ad landein Dei ac honorem Sancti Jacoliiest consuminatus per Johanne»! Fust, einem mo-guntinum et Petrum Schoiffer dc Gernszhcimrlericum. Anno Domini miilesimo CC<LCF<IAAA'IK'dic mensis Angusti."

Die ausdrückliche Meldung, daß der Coder zurEhre des h. Jakob's vollendet worden sei, hat dieVermuthung veranlaßt, es habe die Bencdictiuer-abtei St. Jaeobi zu Maiuz die Kosten des DruckenSbestricken, oder wenigstens doch dazu beigetragen,sowie nach Heinecken das Nitterstift St. Alban

daselbst durch Geldbeiträge die erste AuSgabe beför-dert haben soll. BemcrkenSwerth ist, daß PeterSchöffer hier zum erstenmale Scl'oiffer" nuveierlcu-," (nach damaligem Sprachgebrauch sovielals Schreiber") genannt wird. Man kennt vondieser zweiten Auflage des Psalters, welche Heinecken,Würdtwein, Zapf, Schclhorn, Brcitkopf, De Vozc,Debure, Papillon, Fournier, Van Praet, Dibdiu,Schaab und Wetter ausführlich beschrieben haben,nur noch zwölf Eremplare, von denen acht in Eng-land, drei in Deutschland und eins in Frankreich sich befinden. Peter Schöffer veranstaltete spä-terhin 1490 eine dritte, 1502 eine vierte und seinSohn Johann im Jahre 1516 sogar eine fünfteAuflage.

Nicht volle sechs Wochen nach dem Erscheiucnder zweiten am 6. Octobcr 1459 ging aus Fust's uudSchöffcr's Presse ein drittes größeres Werk hervor,nämlich:

Guillelmi Durandi

Nationale divinorum offiriorum1 4 5 9.

Der Verfasser dieses typographischen Meisterstücksund ersten Buches, welches ganz mit den Typender verbesserten Gußmethode Peter Schöffer's ge-druckt ist, war Guilielmo Durautc oder Durandus,früher Dominikanermönch, nennt sich aber in derVorrede I^i^co^u« 8t. ülmktensls eccl<!«!i»z " undstarb 1296. Sein Buch enthält eine Beschreibungder Ursachen und Bedeutungen der Kirchengcbräuchcim dreizehnten Jahrhunderte nnd war lange Zeit dieeinzige Negcl, nach welcher die römische Kirche ihreNitualien einzurichten pflegte. Jede Seite der 160Blätter hat 63 Zeilen in zwei Columnen, aber wederSignaturen noch Blattzahlcn noch Custodcu. Manunterscheidet zwei Gattungen von Eremplarein ineinigen derselben sind die großen AufangSbuch-stabcu, wie im Psalter, mit Holzsormen roll) nndblau gedruckt, in andern, uud wol in den mei-sten, mit Gold- uud Purpurfarben nach Art derManuscripte eingcmalt. Von den ungesähr fünfziggegenwärtig noch vorhandenen Eremplaren befindensich die drei schönsten zu Paris, Nom und Wien .