Druckschrift 
Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
Entstehung
Seite
126
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12U «constitutioncs Llcmcntis V. Papac. Manifest des Erzbischofs von Mainz .

Die interessantesten Besitzer der übrigen, sowiederen ungehenren Einkaufspreise haben Ebert imbibliographischen Lerilon Ko. 6502. und I. WetterSeite 518. namhaft gemacht.

Noch war wieder kein volles Jahr verflossen,als ans der gleichen Officin das vierte vollständigdatirte Buch hervorging:

Constitutioncs Clementis V. Papae,

rinn »vvnrntu Joamiis Andreae,

beendigt am 25. Innius 1460 durch Fust und Scheffer.

Es ist die erste Auflage der Decrctalen des Con-ciliums von Vienne und der Eonstitntionen desPapstes Clemens V. , die unter dem Namen derClementinen" bekannt sind, welchen Johann An-drea, ein berühmter Rcchtsgelehrtcr zu Bologna ,seine 'Anmerkungen beigefügt hat. Die zu demDrucke dieses jetzt sehr hoch geschätzten Buchesvon 51 Blattern in zwei Columnen ohne Signa-turen, Cnstoden und Blattzahlen zum erstenmalegebrauchte Schriftgattung ist ans der römischen undgothischen zusammengesetzt, der Tert mit den Typender Schlußschrist desKstionsle Dur-inä!", mitwelchen auch zwei Jahre spater die zweite Aus-gabe der Bibel vou 1462 volleudet wurde; die denTert umgebenden Glossen aber sind mit jenen des Untlon-lliz" selbst gedruckt. Für die Ausangs-bnchstaben ist ein leerer Raum gelassen. DieSummarien sind roth. Die wichtigsten noch vor-handenen Eremplare dieses äußerst selten gewor-denen Buches finden sich nebst deren ErkaufSpreisenbei Wetter Seite 518. verzeichnet.

Das zunächst darauf folgende Werk der Fust -uud Schösser'scheu Presse, welches auf uns gekom-men, ist daS

Manifest des Ersi'ischofs von Mainz ,

Diether von Jsenburg,gegen

Adolph von Nassau

erlassen am 4. April 1462.

Durch diese klciue, aber sehr merkwürdige Schriftsuchte jener Kursürst anS staatsrechtlichen Gründendie Unrechtmaßigleit seiner Absetzung zu erweisen

und Hülfe und Unterstützung gegen seine Feindezn erwirken. Es war der erste gedruckte Act derDiplomatie oder die älteste zur Erreichung politi-scher Zwecke gedruckte Schrift und wurde sowol anFürsten , Städte und Korporationen versendet, alsauch an öffentlichen Orten angeheftet. Das Ganzebestehet nnr aus ciuem einzigen Folioblatte, vondem nur die eine Seite in 106 Zeilen mit LetterndesKatlonslk" von 1459 gedruckt ist. SeineDatirung beschrankt sich blos aus die Angabc desTages und Jahres: Dienstag nach Laetare (d. i.4. April) 1462", ohne Benennung des Druckersuoch des Druckortes. Man kennt bis jetzt nur dreiExemplare: im Frankfurter Archive auf dein Römer(in einem Bande alter Urkunden über die Fehde derbeiden Erzbischöse), in der Hos- und Staatsbiblio-thek zu Müucheu, uud in Lord Spencer'S herrlicherBüchersammlung.

DaS im Jahre 1460 aus Gutenberg'S neuerrichteter Officin hervorgegangen»0-»t!wIicoii",welches gleich nach seinem Erscheinen den unge-theiltesten Beifall erhielt, mochte Fust's undSchöffer'S Eifersucht rege gemacht haben. Sieboten daher Alles auf, ein Werk zn liefern, dasan Größe, Pracht und typographischer VollendungGntenberg's (^atlwlicvn" weit übertreffen sollte.Zu diesem Behufe fiel ihre Wahl auf den Druckeurer lateinischen Bibel, wozn Schöffer ganz neueLettern schnitt uud goß, welche in Hinsicht aufgefallige Form, Ebenmaß und Verhältniß nicht nnrals die schönsten ihrer Osficin angesehen, sondernselbst Jahrhunderte hindurch sür das Vorzüglichstegehalten wurden, was man in der Kunst desSchristgießens zu leisten im Stande war. Gnten-berg gehörte, wie die oben mitgetheilte Schlnß-fchrist seines eatliolicon" verräth, zu den tief-sinnigen Denkern, deren erleuchteter Genius zurEmpfangniß großer Ideen, zum Erfinden, geeignet,aber eben wegen jenes überwiegenden Sinnes fürdas Ganze uud Große minder geschickt für das Ein-zelne und Kleine ist. Schöffer dagegen war einervon den leichtauffassenden Köpfen, deren Gewandt-heit im Praktischen sie besonders zur Verfolgungeines gegebenen Gedankens und zur Verbesserungeiner schon vorhandenen Erfinduug geschickt macht.