Die Uiblia sacra latina von 1462.
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So erschien nun, hauptsächlich durch Schöffer'SKunstfertigkeit, am 14. Angust 1462, also an demnämlichen Tage, an welchem sie fünf Jahre früherihr erstes datirtes Druckwerk, den berühmten Psaltervon 1457, an das Licht treten ließen, die
Sidlia sacra latina
vulgatae editionis cr transiatione et cumvracfatione S. Kieronymi.
Zwei Bände in groß Folio, vollendet durch Fnst undSchöffcr am 14. August 1462.
Die erste vollständig datirte Bibel, welche wegendieses Umstandcs, mehr aber noch wegen ihrer in-neren typographischen Schönheit vor allen gedruck-ten Bibeln den höchsten Rang einnimmt, enthalt indem ersten Bande 242 Blatter, in dem zweiten deren239, mit zwei Columucu von je 48 Zeilen, aberohne Blattzahlen, Signaturen uud Custoden. DieInitialen, für welche leerer Raum gelassen worden,sind in den anf Pergament gedruckten Eremplareugewöhnlich in Noth uud Blau, zuweilen aber inGold und Purpur hineingemalt. In den Papier -eremplarcn sind sie meist leer geblieben. Die Sum-marien und Schlußschriften sind roth gedruckt, diefortlaufenden Nummern der Capitel aber roch ein-geschrieben. Dies sind die charakteristischen Merk-male, doch finden sich in den verschiedenen Erem-plaren, deren man noch gegen 70 in öffentlichenund Privatbibliotheken kennt uud welche WetterSeite 525 namhaft macht, mehr oder weniger be-deutende Abweichungen. Auf allen aber bemerktman die beiden Wappcnschildchcn. Vergleicht mandieses Meisterstück mit Gutcnbcrg's Catholikon von1460, so ist allerdings nicht in Abrede zu stellen,daß der Lehrer sehr bald von dem Schüler in hohemGrade übertreffen worden.
Die Fehde zwischen dem Erzbischofe Dicthervon Isenburg und dem zu seinem Nachfolger er-nannten Adolph von Nassau führte im Jahr? 1462eine für Mainz höchst traurige Katastrophe herbei,die den dortigen Pressen ans einige Jahre Still-stand gebot, zugleich aber auch die Buchdruckergc-hülfcu zur Auswanderung bewog und somit zurweiteren und schnelleren Verbreitung der neuen
Kunst Veranlassung wurde. Kaum war nämlichobiges Pracl'twcrk vollendet (14. August 1462),als die Werkstatt«? bei dem nächtlichen Ueberfalleder Stadt durch -Adolph vou Nassau iu der Nachtvom 27. ans den 23. Octobcr 1462 in Feuer aus-ging. Die Verräther hatten, nm die tapferenBürger, denen es schon beinahe gelungen war, denFeind wieder aus deu heimischen Manern zu ver-drängen, noch mehr zu ängstigen uud zu zerstreuen,eiueu der bewohntesten Theile der Stadt in Brandgesteckt. Ihre edelsten Bürger wurden ermordet,die meisten ihres Vermögens beraubt und auS derStadt vertrieben. Fnst nnd Schöffer, welche derPartei Diether's von Isenburg angehörten und so-gar dessen oben beschriebenes Manifest gedruckt hat-ten, scheinen von den Siegern besonders uuglimpf-lich behandelt worden zu sein. Die in der Officin,sowie in Gutenberg'S Werkstatt angestellten Arbei-ter, sämmtlich zwar durch einen Eid des Knnstgc-heimnisseS verbunden, flüchteten ans Mainz , hielteni sich aber durch deu Drang der Ereignisse ihrer Ver-pflichtung entbunden und verbreiteten ihre Kunst innahe und ferne Lander.
Nach genauer Prüfung aller Zeugnisse kannman sogar eine doppelte Periode der Verbreitungannehmen. Die erste nach der Trennuug Guteuberg'Svon Fust und Schösser gegen daS Ende des Jahres1455; denn in der nnter dem Titel: „ l^denl»«1'empnrum" 1474 iu Cölu erschienenen Chronik desMönchs Werner Nolvink de Laer wird znm Jahre1457 das Erdbeben zu Neapel erzählt uud hierauferwähnt: „die Künstler werden mit außerordent-licher Schnelligkeit kunstreicher als bisher und dieBuchdrucker vermehren sich im Lande." Die zweitenach der Eroberung von Mainz durch Adolph vonNassau im Jahre 1462. Von der ersten Verbrei-tung fehlen, mit AnSnahme von drei BambcrgerDrucken durch Albert Pfister, authentische Nach-richten; die zweite aber belegen noch vorhandenedatirte Druckwerke. Fast gleichzeitig zu Anfangdieser letzten Periode brachten Günther Zainer dieneue Kunst nach Augsburg , Johann Mentcl undHeinrich Eggeste!)» nach Straßburg, Ulrich Zelluach Cöln, Conrad Sweynheym und Arnold Pan-nartz nach Subiaco , Ulrich Hahn oder Han (Gallus)