128 Albrecht Psist
nach Nom, Johann Nnmeister nach Foligno ,Johann von Speyer nach Venedig und SirtuSNussingcr oder Niessinger nach Neapel , wol sämmt-lich frühere Gehülfen der ersten Mainzer Ofsicincn.Doch seitdem die Entdeckung datirtcr Pfistcr'scherDrnckc vom Jahre 1461 nnd 1462 allgemeine An-erkennung gesunden hat, sollte man die Fehde derbeiden Erzbischöse und die Eroberung von Mainz dnrch Adolph von Nassau im Jahre 1462 nichteigentlich als die Hanptepoche für den weiterenllinschwnug einer Kunst betrachten, welche aus demBedürfnisse des damaligen Eulturzustandes hervor-gegangen, keiner äußeren Veranlassung bedürfte,um sich ihren Weg selbstständig zu bahnen, sondernvielmehr als eine reife Frucht des auö langem Win-terschlafe erwachten geistigen Lebens in den Schooßder Zeiten fiel. Nicht wenig mögen allerdings jeneEreignisse aus die schnellere Verbreitung der neuenKunst in fremde Lander beigetragen haben; dennbei unparteiischer Prüsnng der sprechenden Zeugnissedurch die ältesten datirten Druckwerke selbst geht dieWahrheit unbestritten hervor, daß Mainz der Cen-tralpunkt der Erfindung war. Allein vergleichtman die Erzeugnisse der frühesten Offieinen miteinander, so erscheint schon früh, zumal zwischenBamberg und Mainz , eine so wesentliche Verschie-denheit der Typen, daß an den beiden Orten eineselbstständige Thätigkeit unverkennbar ist.
geboren um 1420, gestorben um 1470.
Werfen wir einen Blick auf die schon obenerwähnte sogenannte 36zeilige lateinische Bibel,welche nur einige Jahre später als Gutenberg's32zeilige ohne Angabe des DruckortcS, des Jahresnnd des Druckers an das Licht getreten ist, undvergleichen wir dieselbe vorurthcilsfrei mit denältesten Zncunabeln, znmal mit Vambergs frühe-sten datirten Drucken: so tritt unserem Auge umdieselbe Zeit, als Gutenbcrg in Mainz , dieserersten Pslanzschule der typographischen Kunst, den
in Damberg.
Letterugnß erfand, unter den deutschen „Brief-druckern", wie in Harlem unter den holländischen„Beeldesnydern", ein Mann entgegen, der alsdritter Mitbewerber um die Ehre der Erfindungbeweglicher Typen bisher viel zu wenig anerkanntworden ist. Dieser Mann heißt Albrecht Pfister ,der sich dnrch seine Arbeiten bis in das fünfteDecennium des fünfzehnten Jahrhunderts verfolgenläßt und eben dadurch zu der Schlußfolge Veran-lassung giebt, daß er, wenn anders Gutenberg sein Meister war, Mainz kurz nach deS LetzterenTrennung von Fust und lange vor der Einnahmeder Stadt verlassen, oder die Kunst, mit beweg-lichen Metalltypen zn drucken, gleichfalls sich selbstzu verdanken habe. Seine Type weicht natürlichuicht so sehr, wie die nationalholländische desKoster von derjenigen seines deutschen Landsman-nes Gutenberg ab, sondern hat vielmehr, wie dieoberdeutschen Handschriften unter einander einengewissen Nationalductus, die in Mainz und Bam-berg, wie in Harlem die Vorbilder waren, auchden oberdeutschen Nationalcharakter mit letzterergemein, ist aber dennoch eigenthümlich genug, umdie Annahme, er habe sie von diesem entlehnt,wenigstens nicht ganz außer allen Zweifel zu setzen.Besonders stehen in Form und Größe die Anfangs-buchstaben für sich selbstständig da.
Die erste Nachricht über Bambergs Wiegen-drucke verdanken wir einem böhmischen Gelehrten,Dr. Paul von Prag. Dieser schrieb um das Jahr1459 auf die letzte Seite eines auf der Universitäts-bibliothek zu Krakau befindlichen Manuscripts (einesGlossariums) die Notiz in lateinischer Sprache:„Der Büchcrmacher sei ein Künstler, der Bilderund Schriftlichen in Tafeln aus Erz, Eisen oderhartem Holze eingrabe, mit Farbe überstreiche undauf Papier, eine Wand oder ein reines Bret einenAbdruck liefere. Zu seiner Zeit sei in Bamberg ein Mann gewesen, der die ganze Bibel aus Plat-ten geschnitten und abgedruckt habe." Hierunterkann, wie sich von selbst versteht, mir die „I!!b!i^?auperum", nicht aber die 36zeilige Bibel, welchenachweisbar mit beweglichen Metalltypen gedrucktist, gemeint sein. In neuerer Zeit hat nebst Pla-cidus Sprenger besonders der gelehrte Bücherkenner