Ablaßbriefe von 1454 und 1455.
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und Bibliothekar Jaeck in Bamberg dem AlbrechtPfister die Ehre eines zweiten Erfinders der Typo-graphie ans deutschem Boden nicht ohne inhalt-volle Beweisgründe zu vindiciren versucht. WennSchaab I, 228., von der vorgefaßten Meinungausgehend, das) die edle Kunst nur an einem Ortehabe erfunden werden können, wegen der Aehnlich-keit mit der Gutenbergischen Type die HypotheseanSspricht, Pfister möge sich wol mit einem Vor-rathe jeuer Missalschriften von Mainz fortgemachthaben: so wagt er eine Beschuldigung, die ausMaugel an Beweisgründen um nichts verzeihlicherist, als die des JuniuS und seiner Nachbeter, daßGntenbcrg den Koster bestohlen habe, über welcheVerunglimpfnng er jedoch selbst und zwar mit vol-lem Rechte so sehr entrüstet ist. Nach allen kunst-historischen Forschungen ist Pfister ursprünglich einFormcnschneider und Briefdrucker gewesen, welchessich aus den in mehreren seiner Werke angebrachtenHolzschnitten ergiebt. Seine ersten typographischenErzeugnisse waren, wie bei Koster und Guteuberg,Schul- und Gebetbücher. Noch bis aus unsereZeiten haben sich Donatsragmentc, wie die in derehemaligen Kloßischen Sammlung zu Frankfurt amMain , und andere aus seiuer Werkstatt erhalten.Wichtiger aber als diese vereinzelten Bruchstückesind für die Geschichte der Buchdruckerkunst seinexylographischen
Ablaßbriefe
von 1454 und 1455.
Um die Mitte des fünfzehnten Jahrhundertswurde der Köuig vou Cypern Johannes 11. ausdem Hause Lusignau von den Türken hart bedrängt.In dieser Noth rief er die Christen deS Abendlandesum Hülfe an, und Papst Nieolauö V. schrieb zuseinen Gunsten einen Ablaß anS, dessen Ertrag zuden Rüstungen gegen die Ungläubigen verwendetwerden sollte. Zur Verbreitüug der Ablaßbriefein Deutschland schickte der König seinen GesandtenPcuüin Chappe mit einer vom 6. Januar 1452datirteu Vollmacht nach Mainz zu dem ErzbischofTheodorich . Dieser Gesandte ließ wieder durchseine Bevollmächtigten Abel Kilchof und PhilippUrr mit dem Erzbischose wegen der Theilung der
Gelder unterhandeln. Diese Ablaßbriefe hatten dreiAbtheilungen: ->. Gruß, d. Ablasiformcl für dasLeben, c. Formular des Ablasses für deu Fall desTodes. Die Anfange dieser Formeln, sowie dieWorte: „17»iver«!»" und „?i>n!i»»5" in der erstenAbtheilung sind mit Missalbnchstaben, alles Uebrigcaber mit kleiner Schrift gedruckt. Für deu Namendes Kaisers und des Ortes und Tages, an welchemder Ablaß ertheilt wurde, ist im Drucke ein weißerRaum gelassen, welchen man alsdann mit derFeder auSzusülleu pflegte. Die Jahrzahl ist mitrömischen Zahlzeichen gedruckt. Bis jetzt sind nahean zwanzig solcher Ablaßbriefe, von denen Schaabund Wetter mir sechs zn kennen scheinen, nach nndnach aufgefunden worden, aus deren Vergleich sichvier verschiedene Ausgaben herleiten lassen: ->. zweimit 30 Zeilen, davon die eine die Iahrzahl 1454,die andere 1455 hat, und b. zwei mit 31 Zeilen,welche ebenfalls wieder durch die Jahrzahlen 1454und 1455 von einander unterschieden sind. Erstere,deren größere Buchstaben mit den Typen der hei-ligen Bibel übereinkommen, gehört ohne ZweifelMainz an und die davou bekannten Erempmre sindgrößtentheils aus Städten am Rhein oder derUmgegend datirt; der Ort, den Wetter Seite 442Nüssen nennt, ist Neuß bei Cöln . Die Ausgabenb. mit 31 Zeilen verdanken Bamberg ihren Urspruug,denn die großen Buchstaben decken die Pfistcr'schenTvpen der 36zciligcn Bibel. Merkwürdiger Weisesind sämmtliche davon bekannte Ercmplare inFranken, Thüringen und Niedersachsen , sogar bisnach Kopenhagen hin ausgefertigt. Da die kleine-ren Buchstaben sowol der Mainzer als der Bam-berger Ablaßbriefe nirgend anders vorkommen, undes nebenbei unglaublich ist, daß sowol hier als dorteine eigene Type gegossen worden, um damit nichtsweiter als dreißig Zeilen zn drucken, da ferner das„V" in dem Anfangsworte „Vnivcrsis" über denfolgenden Buchstaben überhängt nnd das „p" in„vaulinus" absichtlich abgekürzt ist, um sür dasgerade darnntcr stehende „ss" in „Sactissim^"Platz zu gewinnen: so kann man als ausgemachtannehmen, daß die älteren unter denselben sämmt-lich Taseldrucke sind. Einer der ältesten, wo nichtder älteste ist derjenige in der Kasseler Bibliothek
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