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Milhnung der Christenheit wider die Türken.
vom 2. Januar 1454, für eine Familie Heger zuEimbeck ausgefertigt. Er stimmt bis auf dasDatum selbst in den geringsten Kleinigkeiten mitden beiden Exemplaren der Leipziger Universitäts-bibliothek überein und ist außerdem noch mit demwohl erhaltenen ursprünglichen Siegel versehen.Der gelehrte Kunstfreund uud berühmte ReifenveGraf Leon de Labvrde hat ihn getreu auf Steiucopirt uud von dem Siegel eine genaue Abbildungder Kasseler Allgcm. Zeitung 18Z6. lVo. 11. S. 4.beigegeben. Eine gewisse Berühmtheit hat auch derSchelhoru-Meermann'sche vom 15. November 1454erlangt, welcher für Johann Kellner, Priester zuErfurt , und für Katharina Mathildis daselbst be-stimmt war. Ein dritter vom 26. Januar 1455,dem Priester Gottfried Becker von Werden ertheilt,war früher in Breitlopf's Besitz. Zwei anderevom 7. März 1455, wovon der eine für HeinrichDenppcrt und seine Fran bestimmt war, der anderenoch mit Paulin Chappe's Siegel versehen ist,werden unter den Kleinodien der Bibliothek desLords Spcneer zu Althorp verwahrt. Eiu Facsi-mile der Absolutionsformel giebt Dibdin in der
1!il>!l»tliecü K^encei'iuna I, XI.IV. Ein sechster lind
siebenter vom 24. März 1455, für Friedrich Schnle inNürnberg bestimmt, sind Zierden der Leipziger Uni-versitätsbibliothek. Ein achter vom 29. April 1455,dem Heinrich Mais zu Neuß ausgestellt, früher inNeigebauer's uud Dr. Kloßen's Besitz, gehört jetztdem britischen Bücherfreunde Heywood in Bristol. Von beiden letzteren hat I. Wetter getreue Ab-bildungen gegeben, welche Stoff zu mannigfachenBcrglcichnngcn darbieten. Da Wetter's verdienst-volles Buch in allen Bibliotheken und in den Hän-den aller Bücherfreunde sich befindet, so dürfte einFacsimile des einen oder des anderen dieser Jndul-gcnzbriefe hier nicht vermißt werden.
Eyn manüg cristeheit widd' dieDurK e,
von 1454 bis 1455,
ist der Titel eines von dem ehemaligen königlichbaicrischen Hofbibliothekscriptor Docen in dem
Jesuitenkloster zu Augsburg aufgefundenen Büch-leins, welches aus 9 auf sehr starkes Papier ge-druckten Qnartseitcn von 20 bis 21 Zeilen bestehetund uebst den Ablaßbriefen unstreitig den erstenRang unter den ältesten datirten Druckdenkmälerneiuuimmt. Es ist eine Art von Kalender für daSJahr 1455 mit einer geistlichen Mahnung gegen dieTürken, welche gerade damals Constantinopel er-obert hatten und das christliche Europa zu über-schwemmen drohten. Man könnte dieses Druck-denkmal ein Neujahrslied auf 1455 nennen, worin
! gewünscht wird, daß Papst Nicolaus V. die Fürsten und Völker der Christenheit wider ihre Erzfeindewaffnen und vereinigen möge. ES stehet daher mitden Judulgenzbricfen, durch welche der Papst dembedrängten Könige von Cypern gegen die Osmanenzu Hülfe kam und durch Ablafiverkauf Geld schaffte,in der genauesten Verbindung. Dieser Kalender istmit ähnlichen aus höchst unvollkommenen Matrizen
! von Blei gegossenen Typen, wie die sogenannteZ6zcilige Bibel, aller Wahrscheinlichkeit nach umdas Ende des Jahres 1454 von Albrecht Pfister inBamberg gedruckt worden, und befiudet sich gegen-wärtig in der Hof- und Staatsbibliothek zu Mün-chen. Er beginnt mit einem Gebete zu Gott, wel-ches obige Ueberschrift hat; darauf folgt die Mah-nung in zwölf Abtheilungen, deren jede mit demNamen eineS Monats überschrieben ist. Die ersteAbtheilung unter der Ueberschrist „Hartiimndt"(Januar) enthält einen Aufruf an den Papst, diefolgenden aber an den Kaiser, die Könige, Erz-bischöfe, Bischöfe, Herzöge und freien Städte.Die letzte mit dem Monate „December" über-schrieben? Abtheilung liefert ein Gemälde der Ge-fahren, welche der Christenheit dnrch die ungläu-bigeu Sarazenen drohen und schließt mit demWunsche: „Eyn Gut heilig nuwe Jahr." Diehöchst unvollkommenen Typen sind den Missalbnch-staben der Leipziger uud Spcucer'schen Ablaßbriefeso ahnlich, daß sie sich fast durchgängig decken, nuran den Ecken und Kanten etwas mehr abgestumpft.
Dies früheste datirte Druckdcukmal ist für denTl'pcnverglcich mit den ältesten Mainzer Jneunabelnzu wichtig, als daß ein treueS Facsimile der erstenBlattseite hier nicht seine Stelle finden sollte.