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In Mähren nehmen Brünn, Olmütz ,Schloß Kralitz und Prosnitz, wo die Judenim sicbenzehntcn Jahrhunderte manche Presse beschäf-tigten, unsere Aufmerksamkeit in Anspruch. ErstereStadt begann ihre Druckthätigkeit mit der „Agendasccundum chorum Olomuceiisem, ^rnnime 1486.4.",die zweite mit dem „Tractatus contra hcresiinWnldensium Aunustini de Vlomnoz nd Johmi-nein Aygrum, per Conrodum Aoiiinatheil 1500.4."Auf dem Schlosse Kralitz aber ließ der Besitzer,Freiherr von Zerotin, von den böhmischen Brüdern
die erste Bibel in der Landessprache, welche in Verseund Capitel abgetheilt ist, unter dem Titel „Livljcrske d,jl' vrmn^sstesty" 1579-1593 in sechs Qnart-banden drucken. Sie hat in Rücksicht der Spracheund Orthographie classisches Ansehen und ist öftersaufgelegt worden.
Ueber Böhmens früheste Buchdruckereien sieheI. Dombrowsky in den Abhandlungen einer Privat-gesellschaft in Böhmen, Bd. III. S. 228 u. Bd. V.,G. I. Dlabacz in: „ Neuere Abhandlungen der böh-mischen Gesellschaft", Bd. III. S. 140., K.Ungar„ Neue Beitrage zur alten Geschichte der Bnchdrucker-kunst in Böhmen :c." Prag , 1795. in 4.
kandinavien ist das einzige Land Europa's ,o^o^l dessen Bewohner von den ältesten Zeitenher nicht uur auf Pergament nnd Papier geschrie-bene Bücher, sondern, wie einst Griechenland inder parischcn Marmor-Chronik, in ihren Runen-steinen nnd Nunenstaben gewissermaßen Chronikenund Zcitbüchcr besaßen. Einem an schriftliche Ueber-lieferung gewöhnten Volke, wie die Schweden undNorweger , mußte es Bedürfniß sein, sich die Vor-theile der ueueu Kunst der Büchervervielfältigungbaldigst zn eigen zu machen. Die Hauptstadt Schwe-dens ist zugleich der Ort, wo auf des ErzbischofsJakob Ulphon's und des Statthalters Sten Sture's Betrieb Johann Snell znerst eine Presse errichteteund in dem „Dnnlogus creaturnruin inorolizatus"im Jahre 1483 den frühesten Wiegendruck des Nor-dens lieferte. Ihm folgte Johann Fabri mit dem„Dreviarium Stregncnse" 1494, dessen Drnckgc-schäft, nachdem er schon im daraus folgenden Jahregestorben war, seine Gattin Anna Fabri fortsetzte
und das begonnene „Areviarium Upsalense" 1496
vollendete. Nach einer Unterbrechung von etwasmehr als fünfzig Jahren erschien Amund Laurentinsznerst wieder mit dem Neueu Testamente in schwedi-scher Sprache 1549. Von nun an faßte die Typo-graphie festen Fuß iu Schweden , um nicht wiederaufzuhören. Stockholms merkwürdigste Druckerwaren Tobernns Tiedemann 1576, Andreas Tor-stam 1578, Andreas Gntterwitz 1587, ChristophNenßner, der schon früher in Rostock eine Officinhatte, 1608-1640, Ole Olafson oder Olaus Olai,der sich aber bald von Stockholm nach Westeräs inWcstermannland gewendet, 1618-1621, Ole OlafsonEnäus, welcher später Stregnäs in Südermann-land zu seinem Aufenthalte wählte, 1622; HeinrichKehser, ein geschickter Formschneidcr und Kupfer-stecher (Formschnidare och Kopparstickare), erhieltvon dem tapsern Könige Gnstav Adolf eine erbeu-tete Officin zum Geschenke, weil er unter dessenBefehlen in Deutschland gedient hatte. Eine seiner