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Geschichte der Buchdruckerkunst in ihrer Entstehung und Ausbildung : Ein Denkmal zur vierten Säcular-Feier der Erfindung der Typographie ; Mit einer reichen Sammlung in Holz und Metall geschnittener Facsimiles der seltensten Holztafeldrucke, Nachbildungen von Typen alter berühmter Officinen und Proben von Kunstdrucken nach den neuesten Erfindungen unserer Zeit / von Dr. Karl Falkenstein, Königl. Sächs. Hofrathe und Oberbibliothekar, ...
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Privatdruckcrcicn. Großbritanicii.

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und längeren Reisen auf dem Continentc entstanden.Der berühmte Alterthnmsforscher I. Hunter ver-gleicht Sir Thomas Philipps in Hinsicht der fürdie Wissenschaft geleisteten Dienste mit einem Bod-ley, Cotton und Harley und nennt dessen Manu-scriptensammlung die bedeutendste, welche jemalsein Privatmann zusammengebracht hat.

Strawberry Hill bei Twickenham in derNahe von London , das in gothischem Style erbauteLandhaus des berühmten Horace Walpole , nachmalsLord Orford, ist durch seine hier gedruckten ebensoprachtvollen als zahlreichen Werke zu bekannt, alsdaß eine wiederholte Beschreibung dieses MusensitzeShier noch erwartet werden sollte. Die vollständigeingerichtete Officin wnrde im Jahre 1757 mit demDrucke von Gray's Oden eingeweiht und blieb bis17S7 in Thätigkeit. William Robinson , ThomasFarmer und Thomas Kirgate waren die Drucker.Nach dem Tode des berühmten Besitzers, dessengeistvoll geschriebenen Werke: Liitüloxue «r 1-07»!KNÜ noble autlioi'8; I?ug!t!vs ^!eces; ^necctotes oknaintiii-; !n I^iiglanä; ?Iie O-istle »k Oti^iit», das

Urbild aller der unzähligen späteren Geister- und

Gespensterromane; mMerions motbor, ^Lllss

^Vul^-tn!»?" u. s. w. hier an das Licht traten,ist daS Local der Druckerei von Mrs. Damer zumModcllirzinmier benutzt worden.

Den größten Einfluß auf die Typographie durchVermehrung der Freunde und Bewunderer dieserKnnst übten die bibliographischen Gesellschaften aus,die zum Theile heutiges Tages noch fortbestehen,wie z. B. der B annatyne Club, an dessen SpitzeWalter Scott stand und dessen Wirksamkeit jetztThomaS Thomson leitet. Sein Hauptzweck ist dieHerausgabe vou Onginalwerkcn oder Erläuteruugs-schriften für die schottische Geschichte. Den Namenführt er von Georg Vannatyne (geb. 1545), demManesse der Schottläuder, wclchem man die voll-ständigste Sammlung der alten Nationalgesängeseines poetischen Volkes verdankt.

Der Maitland Club wurde 1828 zu eiucmähnlichen Zwecke begründet. Präsident ist der Carlvon GlaSgow, Schatzmeister: Richard Duucan undSecretair: John Smith. Der Name ist dem schot-tischen Dichter Richard Maitland (geb. 1496) zu

Ehren gewählt worden. Abdruck von handschrift-lichen Chroniken oder anderen Docnmcntcn zur schot-tischen Geschichte und Begründung einer historischeuBibliothek für Schottland gilt als Hauptaufgabedes StrebenS.

Die berühmteste Gesellschaft von Bücherfreunden,deren Vorliebe für alte Drucke nicht selten bis zueiner Art von Manie sich steigerte, ist der Ror-burghe Club, dessen Name von dem Herzogegleiches Namens hcrstammt, welcher als Büchcr-sammler in so hohem Ansehen stand, daß nach seinem1804 erfolgten Tode sein berühmtes Eremplar derValvarfer'schen Ausgabe vonUoccuccio's Drei»-mcronc " von 1471 für 2260 Pf. Sterling verkauftworden ist. Lord Spencer war Präsident. Dieoriginelle Art der Stiftung dieses Clubs, sowiedessen Wirksamkeit, hatDibdin ausführlich beschrie-ben. Wiederdruck ganz seltener Bücher, besonderspoetischen Inhalts, in größtmöglicher Correctheituud Pracht wurde einem jeden der 31 Mitgliederznr Pflicht gemacht. Valpy, Bulmer, Nicol undWoodfall in London, Ballantyne in Edinburg undWilliams in Eton waren die dazu auserwähltcnTypographen. Da es zu weitläuflig sein würde,von den Werken der genannten Clubs uud Privat-prcssen auch nur eine skizzirte Titelauswahl mitzu-theilen, verweisen wir hiermitanfiVIartins, e-tt-üogus«5 priv^tel^ pi'inteu IZoolcs. I^onäon, 1834. in 8.

Wie in Frankreich, so haben auch in England einige Mitglieder des Hofes sich mit Typographiebeschäftigt. Die Königin Charlotte ließ 1812 aufihrem reizenden Landsitze Frogmore Lodge beiWindsor eine Presse errichten, ans welcher unterE. Harding's Leitung eine Art von Vlumcnlcse inzwei Bänden unter dem Titel l'i-snslatwns trom

tt>s Kermnn in pross" (von Miß E. C. Knight)

und HliücsIIaneons posins" hervorgegangen sind.

Merkwürdig in der Geschichte der Typographieist der Umstand, daß die Knnst nicht nur auf demfesten Lande, sondern sogar auf dem unsicherenElemente des Wassers ans schwankenden Schiffenausgeübt worden ist. Bei der Säcularfeier derselbenim vorigen Jahrhunderte wurde zu London einePresse auf das Eis der Themse gezogen und daselbstGedichte zum Lobe Gntenbergs gedruckt. Ein Werk