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Pressenbau.
Erfindungsgeistes; aber nun folgten die Verbesse-rungen auch so schnell ans einander, daß es Er-staunen erregt.
Den Ban der gewöhnlichen Druckerpresse alsbekannt voraussetzend, da sie noch in kleineren Ofsi-cinen fast allgemein im Gebrauch ist und in größerenals Reliquie einer „guten alten Zeit" ausbewahrtwird, auch Abbildungen davon auf den AusgabendeS IodocuS Badius von Asch oder Aseeusius, sowiein Dibdin'ö vecameron II, 118-121, vorkommen,unterlassen wir die nähere Beschreibung nnd beschran-ken unö auf die bis zu unseren Tagen damit vorge-nommenen Verbesserungen.
Wilhelm Janssen Blaeu oder Vlaew,Tycho Brahe's Schüler und Freund, den wir schonals ebenso großen Mathematiker, Astronomen nndGeographen, wie einen der thatigsten TypographenHollands kennen gelernt haben, fand um das Jahr1620 so viele Mangel an dem Baue der alten Presse,daß er sich entschloß, diesem Uebel abzuhelfen. Hierinwar er so glücklich, daß er nenn Pressen von ver-schiedener Art bauetc und sie nach den neun Mnsenbenannte. Ihre Vorzüge wurden alsobald anerkanntnnd in wenig Iahren sah man dieselben durch dieWerkstätten der Niederlande verbreitet. Nachdemsie späterhin auch den Weg über die Grenze vonBelgien hinaus und diesseits deS Rheins gefnnden,wurde sie zwar treulich benutzt, derselben aber inder Folge nicht mehr gedacht. Einer der Ersten,der auch diese Pressen wieder namhaft vervollkomm-nete, war Wilhelm Haas (der Vater), in Basel um 1772. Er ließ die Spindel durch ein obenbogenförmiges metallenes Gestelle gehen, brachteden Vcngel, wie bei Münzwerken, an dem obenhervorragenden Kopfe der Spindel an und versahdas andere Ende dieses Hebels mit einer Schwung-kugcl. Der Drucker konnte also, indem der Preß-bengel einen weit größeren Bogen beschrieb nnd inSchwung kam, leicht eine stärkere Kraft ausüben.Da HaaS kein zünftig gelernter Buchdrucker, son-dern blos Schristgießer war, so durfte er selbst seineErfindung in seiner Vaterstadt nicht benutzen, bissein Sohn die zuustmäßigen Rechte erworben hatte.Dies ist die Ursache, warum sie anfänglich nurwenig bekannt und erst in den neunziger Jahren auch
außerhalb der Schweizergrenzcn Anwendung scmd.Die von Vater und Sohn in den Jahren 1772 und17S0 über diese Vervollkommnung herausgegebenenDruckschriften sind bereits sehr selten geworden.Beider Verdienste um die typographische Kunst sindin I. H. Meyer's Journal für Buchdruckerkunst zc.,Jahrgang 1837. S. 39-46, gewürdigt.
Im Jahre 1777 erfand I. G. Freitag in Gera eine Presse ohne Bcngel und Schraube, durch denFuß zu dirigiren, welche aber nicht in Gebrauchgekommen ist. Eine ähnliche Presse lieferte 1795Joseph Ridley in England mit veränderterDruckerzeugnng.
Didot, Anisson, Gaveaur, Thonne-lier, Villebois und Frapie in Paris machtensich um die Vereinfachung der Pressen verdient.
Seitdem nnd namentlich seit 30 Jahren ist einegroße Anzahl neuer Pressen entstanden, bei denmeisten Tiegel nnd Spindel beibehalten und letzteredurch eine künstliche Hebelverbindung in Umschwunggebracht worden, so daß der Druck ohne größereAnstrengung von Seite des Druckers sich bedeutendverstärkt. Der Tiegel wird durch Gegengewichtewieder gehoben. Bei einigen steht (wie bei Münz-maschincn) ein Schieber zwischen der Schraube unddem Tiegel. Mit solchen Pressen kann man dieganze Form oder die halbe des größten Formats auseinmal abdrucken. Nebst den genannten Männernhaben sich um den Pressenban noch die Briten Ro-worth, Medhurst, Hope, Russell, Staf-sord, Hoc, Nowland Hill, Prosser undBrown nicht unerhebliche Verdienste erworben;doch hat nur Medhnrst'S einfache Bauart blei-bende 'Anerkennung gefunden. Bei den meisten ihrerPressen wird der Druck zugleich durch Anwendungeines Keils oder einer schiefen Fläche bewirkt. Beieinigen neueren hingegen geschiehet derselbe nichtdnrch eine Platte (Tiegel), sondern mittelst einerWalze, wie bei dem Kupferdruck, unter welcher derKarren mit der Form durchgezogen wird. Der-gleichen Cylinderprcsscn haben Shuttleworthin London, Strauß in Wien, Bnrks in Paris u. A. angegeben.
Es dürfte zu weit führen, hierein vollständigesVerzeichnis) aller Pressen der neuesten Zeit, sowie