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die Geschichte von deren Erfindung und die Methodenihrer Anwendung mitzutheilen. Die engen Gren-zen dieses Werkes gestatten nur die vorzüglichstenherauszuheben. Den ersten Rang nehmen die eiser-nen Pressen ein, die nur eines ZugcS bedürfen,den Arbeiter im Krastaufwande schonen und zujedem Drucke angewendet werden können. Mit derS t a n h o p e - P r e sse, welche ihre Entstehung undBenennung dein für alle Zwecke der Humanität rast-los thatigen Lord Stanhope (geb. 1753, gest. ISIS)verdankt, und mit dem Jahre 1800, wo sie beendigtin Bulmers berühmter Officin zu London aufgestelltwurde, beginnt eine neue Periode für den Bücher-druck. Das gußeiserne Gestelle, welches aus einemStücke gemacht ist, ersetzte die Wände, Krone,Ober - und Unterbalkcn und die Brücke der gewöhn-lichen Presse. In dem oberen Theile derselben isteine Nuß zur Aufnahme der Schraube befestigt,deren Spitze auf den zwischen zwei senkrechten Wan-den angebrachten Schieber wirkt. Der Tiegel sitztan dem unteren Ende des Schiebers, ist genau zwi-schen die Führer eingepaßt und muß daher bei demDrehen der Spindel parallel steigen und sinken.Der Bengel, anstatt wie bei hölzernen Pressen vonder Spindel in der Mitte des Raumes der Wändeauszugehen, ist an einer Säule befestigt, welche diediesseitige Wand übersteigt. Die Schwere des Tie-gels und des Schiebers wird durch ein hinter derPresse angebrachtes Gewicht im Gleichgewicht erhal-ten. Zwei vorstehende, aber mit dem Körper ver-bundene Stücken vertreten den Unterbalken undtragen den Karren bei dem Abdrucke, welcher mittelsteiner Kurbel und eines Lederriemens aus - und ein-gefahren wird. Die Bewegung der Schraube mit-telst zusammengesetzten (doppelten) Hebels bildet dieHauplvcrbesseruug der Stanhope-Presse. Die Vor-theile sind Ersparnis; der Mühe und Zeit. DerAbdruck einer ganzen Bogenslache wird durch einenZug ohne Kraftaufwand gewonnen. Eine Beschrei-bung uebst Abbildung liefert außer den Werkeneines Hansard, Hasper u. A. das Journal für Buch-druckerkunst :c. 1834.
Lord Stanhope soll die erste Idee zn seinerjetzt allgemein verbreiteten Presse, die er durch denMechanikus Walker in London ausführen ließ, von
dem berühmten Baseler Typographen HaaS erhaltenhaben. Seitdem hat dieselbe eine Menge Abän-derungen zu ihren Gunsten erhalten. In Deutsch-land hat man den Galgen durch eine einfache Vor-richtung ganz entbehrlich gemacht.
Die Ruthven-Prcsse, nach ihrem Erfinder,dem Edinbnrger Buchdrucker John Ruthven,welcher 1813 darauf ein Patent erhielt, so genannt,ist lange Zeit in Großbritanicn, Rußland undAmerika im Gebrauche gewesen. Sie unterscheidetsich dadurch, daß die Form nicht auf einem Karren,der hinein- und herausgefahren werden kaun, son-dern auf einem flachen Tische liegt, woran die Deckel,Rähmchen und Puucturcu angebracht sind und daßder Tiegel Räder oder Rollen hat, die ihn in derHöhe erhalten, während er über die Form gebrachtwird. Zwei Hebel, ein kürzerer und ein längerer,bewirken die Kraft. Diese, sowie alle andere Theileder Maschinerie sind unter dem Tische angebracht,wodurch bei gleicher Kraft viel Raum erspart wird.Eine Abbildung giebt Hansard S. 651; eine aus-führliche Beschreibung das Journal für Buchdrucker-knnst -c. 1835. S. 3-8.
Die Columbia-Presse, Erfindung desAmerikaners George Clymer in Philadelphia,erzeugt ihren Druck dnrch wahrhaft bewunderungs-würdige Zusammensetzung eines großen Hebels zwi-schen zwei Flachen, der Tafel und dem Tiegel undwird durch einen Bengel, der an der Preßwandrechts oder in der Mitte angebracht ist und mit demHebelwerk in genauer Verbindung stehet, in Bewe-gung gesetzt. Seit 1818 ist sie fast über ganz Nord-amerika und Europa verbreitet, der beste Beweisfür ihre Brauchbarkeit. Beschreibung und Abbil-dung s. in Meyer's Journal 1334. S. 95 u. folg.
Gleichzeitig haben Moore in England undRuggle in Philadelphia nach den nämlichen Grund-sätzen eine Presse gebaut, mit dem einzigen Unter-schiede, daß hier der Hebel mittelst zusammengesetzterHebel durch die rechte Hand niedergedrückt wird, stattbei Clymer'S Presse mittelst Rad uud Kette.
Die Coggcr'sche Presse weicht sowol indem Grundsatze des Mechanismus als in der Formvon den beiden früheren wesentlich ab. Die Preß-wände von Schmiedeeisen, mit gußeisernen Röhren